Der Tod von Thomas Auerbach war Anlass für diesen Schwerpunkt:
Jugenddiakon in Jena, Festnahme, Mehr oder minder zwangsweise die DDR verlassen.
Sein Name steht für viele in der DDR-Opposition, die nicht so prominent waren. Dennoch haben Jugenddiakone und Pfarrer in der offenen Jugendarbeit tausenden von jungen DDR-Bürgern einen Ort für selbstbestimmte Erfahrungen und intellekutellen Austausch gegeben. Die waren eine der von der Stasi meist-gehassten Berufsgruppen - denn sie waren der Gärteig der Jugenopposition in der DDR.  

Editorial 5

Katalysatoren der DDR-Oppositionsbewegung. Jugenddiakone, Offene Arbeit und sozialdiakonische Jugendarbeit in den Evangelischen  Kirchen der DDR.

Ende der 60er Jahre begann die Offene bzw. Sozialdiakonische Jugendarbeit in der DDR. Sie etablierte sich endgültig Anfang der 80er Jahre insbesondere in den Großstädten. Dieser Zweig, hervorgegangen aus der Jugendarbeit der Evangelischen Kirchen, machte die gesellschaftlichen Probleme und die politisch motivierte Verfolgung von unangepassten Jugendlichen in der SED-Diktatur offenkundig. Das machte sie schnell auch zum „Feind“ und Objekt der „politischen Untergrundtätigkeit“ des MfS. In den Wechselwirkungen mit der althergebrachten Jugendarbeit, den Basisgruppen und den Kirchgemeinden und Kirchenkreisen trug die Offene Arbeit erheblich zur Politisierung und der kritischen Positionierung der Evangelischen Kirchen bei. Auch heute sind Gruppen der „Offenen Arbeit“ immer noch in den gesellschaftlichen Konflikten aktiv.  

Neben einem Nachruf auf Thomas Auerbach steht der Erfahrungsbericht eines anderen, in der DDR kriminalisierten Jugenddiakons: Lothar Rochau. In den Personen von Auerbach, der als Autor wichtiger Aufarbeitungspublikationen hervortrat und Lothar Rochau, der nach 1990 in Halle kommunalpolitisch tätig war, zeigt sich, dass Jugenddiakone auch wichtige Beiträge zur heutigen Zivilgesellschaft geleistet haben.

Drei Beiträge von Propst i.R. Dr. Heino Falcke, Pfr. Dr. Erhart Neubert und Jugenddiakon Matthias Sengewald ordnen diese Arbeitszweige theologisch und soziologisch sowie geschichtlich ein und verdeutlichen Motive, Ziele und Grundlagen.

Beigefügt werden zeitnah Originaldokumente aus den 80er Jahren, die Selbstverständnis und Erfahrungen der Offenen Arbeit beschreiben.