Droht in diesem Winter wieder der Energiekrieg gegen die Ukraine?

Von Christian Booß

Stand: 10.1.2024

Um Weihnachten 2023 saßen in Cherson, im Süden der Ukraine, wieder einmal 90.000 Personen ohne Strom im Dunkeln.[1] Zuvor schon waren schon andere Energieversorgungseinrichtungen durch Artillerie-Drohnen und Raketenbeschuss getroffen worden.Allein ein Heizkraftwerk des größten privaten Energieversorgers DTEK (Donbass-Treibstoff-Energie-Gesellschaft) im Osten der Ukraine zum fünften Mal.[2]

 

Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass der Krieg um die Energieinfrastruktur der Ukraine, den das angegriffene Land im vergangenen Winter vorerst abgewehrt hat, weitergeht. Präsident Volodomir Selenskji warnte schon Anfang Oktober vor der Gefahr eines erneuten Energieterrorismus Russlands in diesem Winter.[3] Sein Premier Denys Schmygalversicherte jedoch, dass die Ukraine in dieser Heizsaison besser vorbereitet sei.[4] Irgendwie stimmt beides.

 

Das Drama im vergangenen Winter- überstanden

Im Winter 2022/23 hatte es das Land noch buchstäblich kalt erwischt. „Es war ziemlich schwierig“, beschrieb ein Hausbewohner, der in einem Vorort der Hauptstadt Kiew lebt, gegenüber dem amerikanischen Fernsehsender CNN die Lage: „In unserem Haus gibt es kein Leben, wenn es keinen Strom gibt. Ohne Strom haben wir kein Wasser, kein Licht und keine Heizung.“[5] In Kiew waren letztlich über 60% des Heizungs- und Stromnetzes durch russische Angriffe zerstört.[6] Laut einem Schadensbewertungsberichtes der UN vom Sommer 2023 war die Stromerzeugungskapazität der Ukraine auf etwa die Hälfte des Stands vor der Invasion zurückgegangen.[7] Laut dem United Nations Development Program (UNDP) musste eine ukrainische Durchschnittsfamilie im vergangenen Winter etwas fünf Wochen lang ohne Strom auskommen. Der Gesamtschaden an der Energieversorgung beläuft sich auf 10 Milliarden Dollar, 22 der 36 stromerzeugenden Anlagen wurden beschädigt oder gar zerstört.[8] Die bekannteste Anlage ist die Hydroelektrische Anlage am Kakovka-See, die mit der Zerstörung des Staudammes am 6. Juni 2023 endgültig vom Netz ging.

Laut DTEK hat Russland zwischen Oktober 2022 und April 2023 rund 1.200 Angriffe auf das Energiesystem der Ukraine verübt.[9] Auch schon damals folgten die Attacken meist in Schwärmen und mehreren Wellen von Drohnen und Raketen, um die ukrainische Luftabwehr zu überlisten. Den russischen Angreifern gereichte zum Vorteil, dass die wichtigsten Großanlagen noch aus Sowjetzeiten stammen, sie die Kraftwerke, die wichtigsten Umspannwerke und Überlandleitungen und ihre Schwächen genau kennen. Russische Militäranalysten veröffentlichten in ihren Blogs daher Informationen zu diesen Anlagen nicht nur mit genauen Standorten. Sogar innerhalb größerer Anlagen wurden z.B. Umspanntransformatoren mit exakten Ziel-Koordinaten angegeben. Geradezu eine Aufforderung zum Beschuss.

Dass die Ukraine, deren Luftabwehr in 2022 deutliche Schwächen zeigte und die bis heute mit einem dezimierten Stand an Kampfflugzeugen zur Luftabwehr auskommen muss, diesen Massenangriff auf die Energieinfrastuktur im vergangen Winter durchgestanden hat, ist eines der größten Wunder dieses Krieges. Das Überleben im Energiekrieg verdankt die Ukraine nicht zuletzt der Pfiffigkeit und Beharrlichkeit ihrer Ingenieure und Elektriker, die das riesige Netz auch unter extremen Bedingungen am Laufen gehalten haben:sei es durch vorübergehende Notabschaltungen ganzer Kraftwerke, durch vorübergehende Stromsperrungen und zum Teil waghalsige Reparaturarbeiten bei härtesten Wetterbedingungen und teilweise unter Beschuss. Nicht wenige Monteure starben dabei.[10]

Der zweite Faktor ist die Resilienz der Ukrainer/innen. Sie hielten durch und improvisierten, so gut es ging. In Einzelhaussiedlungen und ländlichen Regionen besann man sich auf alle Techniken der Selbstversorgung. Die Regierung stellte zudem Gratisholz zur Verfügung. Gefährdeter waren, wie geschildert, die Plattenbausiedlungen, die auf die zentrale Fernwärme- und Wasserversorgung angewiesen sind. Wenn hier der Strom ausfällt, ist es nicht nur dunkel und kalt, auch das Wasser wird nicht bis in die Wohnungen gepumpt. Für den Worstcase stellte die Regierung hunderte von sogenannten „Punkten der Unbesiegbarkeit“ zur Verfügung: Zeltstationen, die die Bürger mit dem Nötigsten versorgten. Wärme, Strom für die Handies, um Kontakt zu Verwandten, Freunden und der Verwaltung halten zu können, sowie für die Erstversorgung. Was zunächst wie eine hilflose Geste wirkte, entfaltete- auch psychologisch- seine Wirkung über das Land. Überall entstanden solche Punkte, auch durch private und Initiative von Betrieben. Sicher nahm die Zahl der Flüchtlinge angesichts der Beschwernisse des Winterbeschusses zu, aber der ganz große Exodus Richtung Westeuropa blieb aus.[11]

Faktor drei war die Hilfe von außen. Relativ früh, seit Sommer 2022, unternahmen vor allem die EU-Staaten und die USA Aktivitäten zur Verstärkung der ukrainischen Luftabwehr und der Energieversorgung. Die Hilfe von europäischen, gerade auch deutschen Kommunen und Hilfsorganisationen sorgten für schnelle Hilfe, v.a. bei Generatoren jeder Größe und Bauart, um Energielücken dezentral zu schließen.

Kurioserweise war es auch der Krieg selber, der den vollkommenen Zusammenbruch der ukrainischen Stromversorgung verhinderte. Wegen Zerstörung, Flucht und dem Verlust ganzer Regionen war der Energiebedarf spürbar zurück gegangen.

Überzentralisiert: Die Schwäche der ukrainischen Energieversorgung.

Die russischen Attacken offenbarten eine traditionelle strukturelle Schwäche der ukrainischen Energieversorgung. Sie ist überzentralisiert und bis heute vorrangig auf Atomkraftwerke ausgerichtet. Die einst vier Atomkraftwerke[12] lieferten vor dem Krieg ca. 46%Energiebedarfes.[13] Derzeit sind es 58%.[14] Sofern die Zahlen kompatibel sind, wäre die Abhängigkeit vom Atomstrom noch gestiegen. Das würde mit der Analyse russischer Militärblogger übereinstimmen, wonach Verluste im konventionellen Bereich durch ein Hochfahren aller Atommeiler ausgeglichen wird.[15] Auf die größte Atomanlage in Energodar/Zaporischschja können die Ukrainer nicht mehr setzen, seit sie von der russischen Armee besetzt ist. Die Meiler dort wurden inzwischen runtergefahren und sind nur noch im Kühlmodus.[16]

Die AKWs sind über eine große 330 KV Ringleitung miteinander verbunden, von der geringer dimensionierte Regionalversorgungsleitungen abzweigen. Der Vorteil dieser Struktur ist, dass sich die AKW durch diesen Energieverbund gegenseitig ersetzten können. Der Nachteil: Wenn ein solches Netz durch schnelle Notabschaltungen aus dem Takt kommt, drohen großflächige Blackouts. Zudem können Treffer an den Hauptknotenpunkte große Ausfalleffekte nach sich ziehen. All das trat phasenweise in 2022/23 ein[17] und könnte im Prinzip auch in der Winterperiode 2023/24 drohen.

Verwundbarkeit bleibt

Trotz großer, auch internationaler Anstrengungen ist das ukrainische Stromnetz verwundbar geblieben. Es konnte den Sommer über nicht vollständig repariert werden. Es fehlten Reparaturkapazitäten, auch Ersatzteile. Der europäische Marktangebot für Großtransformatoren z.B. ist knapp, auch weil europäische Energieerzeuger fürchteten, die Bevölkerung könne im Winter auf Stromheizungen umsteigen und die heimischen Netze überlasten, damit Transformatoren schädigen und horteten daher diese Ersatzbeschaffungen. Laut russischen Quellen können die Ukrainer das gegenwärtige Defizit nur kompensieren, indem sie die verbliebenen Anlagen teilweise zu 100 % auslasten.[18] Im Falle von Angriffen ist das eine prekäre Ausgangssituation. Die Folge zeigte sich nach den ersten russischen Raketenangriffen im Winter 2023. Obwohl offenbar nur wenige Anlagen zerstört wurden bzw. teilzerstört weiterarbeiteten, kam es sofort zu Stromdefiziten.

All diesen Schwierigkeiten zum Trotz konnte die Ukraine im Winter 2023/24 jedoch bisher immer genug Strom importieren. Aus dem einstigen Stromexporteur ist ein Importeur geworden. Es bewährt sich immerhin, dass die Ukraine sich seit Kriegsbeginn dem westeuropäischen Stromnetz angeschlossen und vom russischen getrennt hat. Was zunächst nur als Testlauf für die spätere Synchronisierung gedacht war, konnte 2023 dank der Tüchtigkeit der ukrainischen Ingenieure in den Dauerbetrieb gehen.[19] Die EU hat der Ukraine im Prinzip den Import von 1,2 Gigawatt, mit Tendenz auf 2 GW erlaubt. Allerdings sind diese Zulieferungen kein Automatismus und die Ukraine muss jeweils in den Nachbarstaaten, die über eine Verbindungsleitung verfügen, nachfragen, ob genügend Reserven bereitstehen. Neben Polen, Moldawien, der Slowakei und Rumänien verfügt ausgerechnet der undurchsichtige Nachbar Ungarn über die größte Überlandleitung. Ein potentieller Risikofaktor. Ohnehin sind diese Zukäufe teuer. Daher setzen die ukrainischen Energieversorger einmal mehr auf die Kooperation und Einsicht ihrer Kunden. Wie schon im vorigen Winter appelliert man, z.T. mit schnurrigen Spartips, an deren Einsichtsfähigkeit. Markenzeichen ist eine blaue Katzengraphik, die den Tagesverbrauch der Ukraine abbildet. Verbrauchen die Ukrainer zu viel Strom, geht es der Katze schlecht. Tatsächlich ähnelt die Grafik des Stromverbrauchs in der kalten Jahreszeit optisch einer Katze. Ihre Ohren sind Verbrauchsspitzen, wenn das Stromnetz am meisten unter Überlastung leidet. Der Abstand zwischen den Ohren zeigt den Rückgang des Verbrauchs während des Tages. Die Lücke war im Dezember aufgrund des hohen Verbrauchs während des Tages sehr gering und konnte nur mit Schwierigkeiten überbrückt werden. „Überstrapazieren Sie die Katze bitte NICHT!“ appelliert Ukrenergo an seine Kunden. Der staatliche Stromversorger liefert täglich Rechenschaft über seinen Energieverbrauch, Engpässe, Zukäufe und Zerstörungen, um die Bürger zum Mitdenken zu veranlassen und um Verständnis zu werben, wenn Ukrenergo, was immer wieder vorkommt, den Strom abschalten muss, um größeren Blackouts vorzubeugen. Vor allem, wenn schlechtes Wetter und Angriffe zusammenkommen, brechen Teile des Netzes zusammen, wie parallel zum Schneesturm im vergangenen November. Am 29.11. morgens waren laut Ukrenergo insgesamt 368 Siedlungen in 9 Regionen ohne Strom. Der Verbrauch war deutlich gestiegen. „Bitte gehen Sie sparsam mit Strom um!“[20], lautete der Appell. Am 27. Dezember waren sogar 2.046 Siedlungen abgeschnitten. Am schwierigsten war die Situation in den Regionen Poltawa, Odessa, Mykolajiw, Cherson, Kiew und Kirowohrad.[21] Dies war nach dem berüchtigten Raketen-Luftgroßangriff Russlands mit über 100 Geschossen.

Die flächende Stromversorgung der Ukraine ist in diesem Winter auf Grund von vormaligen und aktuellen Kriegszerstörungen also nach wie vor nicht gesichert. Bei Treibstoffen ist die Ukraine inzwischen sogar fast vollständig auf Importe angewiesen, weil die russische Armee die meisten Raffinerien substanziell beschädigt hat.[22] Auch die Kohleversorgung hat gelitten, da die meisten Schächte im Osten des Landes, im legendären Donbas, liegen. Und das ist bekanntlich besetzt oder Kriegsgebiet. Lediglich die Erdgasversorgung scheint einigermaßen gesichert. Die Lager sind mit über 14 Millionen m2 wohl hinreichend gefüllt.[23] Allerdings bei Stromausfällen oder Angriffen auf Pipelines ist auch das eine rein abstrakte Größe.

Der Energiekrieg wird auch auf internationaler Ebene ausgetragen. Die Bundesregierung stellt im Rahmen der Europäischen Energiegemeinschaft auch für diesen Winter präventiv weitere 88,5 Mio. Euro zur Enegeiehilfe bereit.[24] International läuft zudem der Energiepoker um Mengen und Preise weiter, der den weiteren Kriegsverlauf beeinflussen könnte. Deutschland und Westeuropa haben sich weitgehend aus der Abhängigkeit von russischen Energieimporten befreit. Allerdings sucht der Abweichler Viktor Orban immer noch sein halbautoritäres System mit Hilfe von billigen Energieimporten aus dem Osten zu stabilisieren. Ungarn bezieht 80 bis 85 Prozent seines Erdgases aus Russland und erhielt 2022 von dort zudem 80 Prozent seiner Rohölimporte.[25] Die Bundesrepublik hat dagegen nach dem Stopp der russischen Lieferungen ab September 2022 direkte Importe von russischem Erdgas komplett eingestellt und durch europäische und andere Lieferungen, insbesondere LNG ersetzt.[26] Ende 2023 waren die deutschen Gasspeicher zu 90% gefüllt, die Preise waren seit einiger Zeit rückläufig. Nachdem sie im Sommer 2022 kurzfristig auf einen Spitzenwert von über 300 Euro/MWh (EEX, BNetzA 2023) gestiegen waren, fiel sie im zweiten Quartal 2023 auf ca. 22 Euro/MWh und lag am Ende des ersten Halbjahres 2023 jedoch bereits wieder bei ca. 35 Euro/MWh.[27] Putins Häme, dass der Westen sich und seiner Wirtschaft mit Sanktionen nur selbst schade, kam verfrüht.

Andererseits scheint auch Putin selbst den sanktionsbedingen Ausfall des Westenergieexporte durch mehr oder minder verdeckte Exporte über China und Indien teilweise kompensieren zu können.[28] Auffällig war auch Putins Reise in die OPEC-Staaten, nach Saudi-Arabien und in die Vereinigten Emirate, wo es auch um Ölfragen ging.[29] Zufall oder nicht. Kurz darauf sendete der erdölfördernde Staat Saudi-Arabien eine Demarche an die parallel tagende Klima-Konferenz von Dubai, um einen Beschluss zum Ausstieg aus der fossilen Energie zu verhindern.[30] Teilweise erfolgreich, die Resolution wurde deutlich gemildert. Auch Putin kann deswegen frohlocken, denn er ist darauf angewiesen, den Krieg aus Energieeinkünften zu finanzieren seine Bevölkerung ruhig zu stellen. Auch das bleiben entscheidende Stellschrauben in diesem Krieg.

Massiver Angriff auf Energieinfrastruktur- bisher ausgeblieben, aber droht immer noch

Im Ukraine-Krieg selbst wird derweil von russischen Militärbloggern Stimmung gemacht, die ukrainische Energieinfrastruktur erneut anzugreifen. Der Plan ist einigermaßen teuflisch. Die Militärblogger, die über gute Daten aus der Luftaufklärung verfügen, machen neue Schwachstellen im ukrainischen Netz aus, und liefern damit logistische Hinweise für Präzisionsangriffe. Im Blick sind diesmal vor allem die Standorte der ukrainischen Kernkraftwerke. Diese sind zwar nicht unmittelbar selbst im Visier, aber die Verteiler und Umspannwerke, die sich in deren unmittelbaren Nähe befinden.Die Analyse ist komplex und einfach zugleich. Ganz offen wird zugegeben, dass es kaum möglich sein dürfte, alle Umspannwerke im Lande auszuschalten. Daher wird die Schlussfolgerung gezogen, die eigentlichen neuralgischen Punkte an den vier AKWs anzugreifen.[31] Auch wenn nicht diese selbst getroffen werden sollen, ist das Risiko von Kollateraltreffern hoch, wenn es gegen die benachbarten Umspannwerke geht. Dass die russischen Invasoren durchaus bereit sind, begrenzte zivile atomare Risiken in Kauf zu nehmen, zeigte die militärische Einnahme des AKW Zaporischschja, wo die Gefahr eines Atomunfalls auf der besetzten Station bis heute nicht vollkommen gebannt ist. Dass die russische Armeeführung dem Vorschlag, diese neuralgischen AKW-nahen Umspannwerke zum Ziel zu nehmen,folgen wird, ist damit nicht gesagt. Aber in vergangenen Jahren lagen die Vorschläge der Militärblogger und die faktischen Raketenangriffe dicht beieinander.

Bis Anfang Januar wurden allerdings, soweit bekannt, trotz heftiger Luftangriffe bisher nur verhältnismäßig wenige Energieinfrastrukturanlagen getroffen. Die ukrainische Seite stellt sie primär als Angriffe auf zivile Ziele dar, die russische Seite reklamiert für sich, v.a. auf Militärproduktionsbetriebe, und -logistik zu zielen. Die Russen haben über Monate Raketen gehortet, die sie nur in begrenzter Zahl produzieren bzw. im Ausland, im Iran und Nordkorea, einkaufen können. Mit Schwärmen aus Raketen und Drohnenversuchen sie die ukrainische Luftabwehr auszutricksen und zu überfordern, um dann mit einigen Raketen die angepeilten Ziele zu treffen. Mag sein, dass sie bisher das Risiko scheuen, auf diese Weise auch die Umspannwerke von AKWs anzugreifen; mag sein, dass die Russen bestimmte Regionen, wo die Luftabwehr inzwischen fest gefügt ist, meiden, um ihre Geschosse möglichst effektiv dort einzusetzen, wo sie eine bessere Chance sehen, militärisch relevante Ziele zu zerstören. Dass Ende Dezember die Abfangrate der Ukrainer nur bei 70% gegenüber rund 90% vor einem Jahr lag, könnte ein Indiz dafür sein, dass die russische Armee die „raren“ Raketen dort einsetzt, wo die Luftabwehr schwächer ist oder Russland inzwischen über technisch „bessere“ Raketen und Drohnen verfügt. Bei den Attacken vom 8. Januar meldeten die ukrainischen Streitkräfte sogar nur 18 von 51 Raketen abgeschossen zu haben.[32] Offenbar setzen die russischen Angreifer darauf, die ukrainische Abwehr, der auch Munitions- und Raketenmangel droht, zu ermüden. Es mag aber auch sein, dass die russischen Strategen darauf und zudem auf härtere Wetterbedingungen spekulieren, wenn der Ausfall von Energiekapazitäten schlimmere Folgen für die Ukraine zeitigen würde. Der Winter dauert hier ohnehin länger als in Mitteleuropa. Auch wenn der Chef des staatlichen Energieversorgers Hoffnung verbreitet, auch diesen Winter überstehen zu können:[33] Die Gefahr eines Großschlages gegen die Energieversorgung der Ukraine ist, jedenfalls so lange die Frostperiode andauert, noch nicht gebannt.

Anmerkungen


[1]Ukrenergo26.12.2023. https://t.me/s/Ukrenergo (Zugriff 3.1.2024)

[2]Ukrainska Pravda, 25.9. 2023. Russians damaged over 60% of Kyiv's heat and power networks last winter | Ukrainska Pravda(Zugriff 9.1.2024)

[3]Deutsche Welle, 6. 10. Ukraine updates: Russian strike on Kharkiv kills 10-year-old – DW – 10/07/2023(Zugriff 9.1.2024)

[4]Kiev Independent. 3. 10. 2023. With winter approaching, is Ukraine's energy system ready for renewed Russian attacks? (kyivindependent.com)(Zugriff am 9.1.2024)

[5]CNN, 10. 11.2023. ‘We are totally ready’: Ukraine prepares for fresh Russian attacks on energy as winter nears | CNN(Zugriff 9.1.2024)

[6]Ukrainska Pravda, 25.9. 2023. Russians damaged over 60% of Kyiv's heat and power networks last winter | Ukrainska Pravda(Zugriff 9.1.2024)

[7]CNN, 10. 11.2023. ‘We are totally ready’: Ukraine prepares for fresh Russian attacks on energy as winter nears | CNN(Zugriff 9.1.2024)

[8]Kiev Independent. 3. 10. 2023. With winter approaching, is Ukraine's energy system ready for renewed Russian attacks? (kyivindependent.com) (Zugriff am 9.1.2024)

[9]CNN, 10. 11.2023. ‘We are totally ready’: Ukraine prepares for fresh Russian attacks on energy as winter nears | CNN(Zugriff 9.1.2024)

[10]RND. 12.12. 2022. Ukraine: Reparaturtrupps versuchen, Stromversorgung instand zu setzen – unter Lebensgefahr (rnd.de) (Zugriff 9.1.2024)

[11]Christian Booß, Blackout-die neue Strategie der russischen Hybridarmee. 22.11.2023, H-und-G.info 3/22. Booß (h-und-g.info) (Zugriff 9.1.2024)

[12]Ohne Tschernobyll.

[13]Auf Basis von 2011, BpB. www.bpb.de/themen/europa/ukraine/171067/statistik-energieerzeugung-und-verbrauch-in-der-ukraine/ (Zugriff 10.1.2024)

[14]Kiev Independent. 3. 10. 2023. With winter approaching, is Ukraine's energy system ready for renewed Russian attacks? (kyivindependent.com) (Zugriff am 9.1.2024)

[15]Rybar13.11.2023. https://telegram.me/s/rybar (Zugriff 13.12.2023)

[16] Web.de. 2.12.2023

[17] Christian Booß, Blackout-die neue Strategie der russischen Hybridarmee. 22.11.2023, H-und-G.info 3/22. Booß (h-und-g.info) (Zugriff 9.1.2024)

[18]Rybar13.11.2023. https://telegram.me/s/rybar (Zugriff 13.12.2023)

[19]Kiev Independent. 3.10.2023. With winter approaching, is Ukraine's energy system ready for renewed Russian attacks? (kyivindependent.com) (Zugriff am 9.1.2024)

[20]Ukrenergo26.12.2023. https://t.me/s/Ukrenergo (Zugriff 3.1.2024)

[21]Ukrenergo26.12.2023. https://t.me/s/Ukrenergo (Zugriff 3.1.2024)

[22] Handelsblatt 25.7.2023. https://www.handelsblatt.com/politik/international/ukraine-krieg-warum-ukrainische-panzer-mit-russischem-oel-fahren-/29265056.html (Zugriff 10.1.2024)

[23]Ukrainska Pravda. 1.12.203. https://www.pravda.com.ua/eng/news/2023/12/1/7431211/ (Zugriff 10.1.2024)

[24] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimawandel. https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2023/12/20231221-winterpaket-fur-die-ukraine.html (Zugriff 10.1.2024)

[25] Tagesschau online. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ungarn-russland-gas-abkommen-101.html (Zugriff 10.1.2024)

[26] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimawandel. https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Textsammlungen/Energie/gas.html?cms_artId=4fec93e3-2ba4-4b9d-82b8-74d89364637a (Zugriff 10.1.2024)

[27]Ebd.

[28]TAZ, 18.9.2023. https://taz.de/Energieimporte-aus-Russland/!5958013/ (Zugriff 10.1.2024)

[29]Tagesschau online. https://www.tagesschau.de/ausland/putin-arabische-emirate-100.html (Zugriff 10.1.2024)

[30]FAZ-net. 5.12.2023. https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/cop28-warum-saudi-arabien-das-ende-von-oel-und-erdgas-ablehnt-19362520.html (Zugriff 10.1.2024)

[31]Auch bei abgeschalteten AKW sind noch die Umspannwerke in Betrieb. Rybar13.11.2023. https://telegram.me/s/rybar (Zugriff 13.12.2023)

[32]NTV 9.1.2024. www.n-tv.de/politik/Ukraine-drohen-immer-verheerendere-russische-Luftangriffe-article24648484.html

[33]Der Tagesspiegel 4.1.2024. https://background.tagesspiegel.de/energie-klima/versorger-fuerchtet-nicht-um-stromnetz-in-der-ukraine (Zugriff 10.1.2024)