Aufstand gegen Zuhause geprobt
Biographische Selbstanzeige
Lothar Rochau (Jahrgang 1952), Werkzeugmacher, Diakon, Diplomsozialarbeiter, Verwaltungsfachwirt, Sozial Service Manager.
Geboren in Weißensee/Thüringen, ungefähr 30 km entfernt von Erfurt. Mein Vater arbeitete dort bis 1985 als Referatsleiter beim damaligen Rat des Kreises Sömmerda und war ehrenamtlich als Ortsparteisekretär der SED tätig. Mein Vater hatte als überzeugter Genosse regelmäßige Auseinandersetzungen mit der Kirche im Allgemeinen und mit dem Pfarrer Brüsewitz, der sich später aus Protest verbrannte, im Besonderen. Dieser Konflikt blieb mir tief im Gedächtnis verhaftet.
Bis zum 16. Lebensjahr habe ich viel Sport getrieben, bis ich zunehmend mehr den Aufstand gegen mein Elternhaus probte. Es war 1968. Ich orientierte mich zunehmend an kritischen jungen Leuten aus Erfurt, hatte lange Haare und kam zum ersten Mal mit Literatur von Nietzsche, Hesse und W. Borchert in Berührung. Nach meinem Grundwehrdienst wollte ich mit der Arbeit in einer kirchlichen Einrichtung für geistig behinderte Menschen im Ostharz meinen Eltern und Freunden zeigen, dass eine Veränderung im praktischen und kleinen beginnt. Wir hatten ja auch M. Gandhi gelesen.
Nach einer Tätigkeit als Hilfspfleger begann ich im September 1973 eine 4-jährige Ausbildung als Diakon. Nach zwei Jahren Grundausbildung beende ich 1977 die Spezialausbildung in Eisenach mit dem Examen zum Thema: „Der christliche und marxistische Eigentumsbegriff - oder die Frage nach der höheren Gerechtigkeit" ab. Spezialisierung auf „Jugendarbeit und Gemeindeaufbau”. Ab 1977 als Jugenddiakon in Halle-Neustadt tätig, erfolgte 1983 Verhaftung und Verurteilung zu 3 Jahren Freiheitsentzug wegen staatsfeindlicher Hetze. Nach 6 Monaten Gefängnis von 1984-1990 wurde ich freigekauft und war dann in der Altbundesrepublik in Darmstadt in verschiedenen sozialen Arbeitsfeldern tätig. Ab 1990 war ich als Jugendamtsleiter in Halle (Saale), später Referent des Oberbürgermeisters tätig.