Ich kann nicht nachvollziehen, was den Arbeitgebern nicht passt

Ukrainische Augenärztin sucht seit fast 2 Jahren einen Job im medizinischen Bereich

Von Khrystyna X.

Mein Name ist Khrystyna und ich komme aus Ternopil. Ich bin Augenärztin von Beruf, habe in der Ukraine studiert und in meinem Beruf sechs Monate lang gearbeitet, bevor der Krieg begann.

Seit dem ersten Kriegstag schießt Russland Raketen auf Wohngebäude. Während des Alarms musste ich mich mit meinem 3-jährigen Sohn im Keller verstecken. Nach wiederholten Explosionen in Wohngebäuden wurde mir klar, dass ich einen sicheren Ort für uns suchen musste, und ich beschloss, meine Heimat zu verlassen, weil ich Angst um mein Leben und das meines Sohnes hatte. Am dritten Kriegstag verließen meine Mutter, mein Sohn und ich unser Zuhause.

Seit fast 2 Jahren lebe ich nun in Deutschland und seitdem läuft auch meine Jobsuche. Nachdem ich mein neues Leben akzeptiert hatte, wollte ich nützlich sein und mein Wissen bei der Arbeit einsetzen. Da ich zwar noch kein Deutsch, aber fließend Englisch sprach, suchte ich nach einem Job im medizinischen Bereich.

Mein erster Versuch, Arbeit zu finden, war in einem Pflegeheim. Mir wurde dort abgesagt, weil ich Ärztin bin und keine Krankenschwester. Doch an meiner medizinischen Universität habe ich auch die Pflege kranker oder älterer Menschen studiert.

Danach wurde mir klar, dass es nicht einfach sein wird, mit nur Englischkenntnissen einen Job im medizinischen Bereich zu finden. Deshalb habe ich einen Minijob in einer Bäckerei gefunden. Ich habe dort zwei Monate lang gearbeitet, danach begannen mein Deutschkurs. Nach Erhalt des B1-Sprachzetfikats ging meine Jobsuche intensiv weiter.

Ich bewarb mich auf eine Stelle als Arzthelferin in der Kinderchirurgie, als Arzthelferin in einem Dialysezentrum, als Arzthelferin im Pflegeheim, in der Optik, wo ich überall abgelehnt wurde. Auch bei Augenkliniken habe ich mich beworben. Kleine Kliniken schrieben, sie bräuchten keine neuen Mitarbeiter, manchmal bekam ich gar keine Antworten. Auch bei der Uniklinik wurde ich abgelehnt

Ich habe auch Berufserfahrung (1,5 Jahre) in der Notaufnahme. Deshalb habe ich mich als Rettungssanitäterin in unserem DRK-Kreisverband beworben, aber auch dort wurde mir eine Absage erteilt.

 

Das Schlimmste für mich ist, dass ich immer noch nicht verstehe, warum. Ich verfüge über Erfahrungen und Fähigkeiten, die ich hier einsetzen möchte. Ich habe den Wunsch zu lernen und mich weiterzuentwickeln, ich möchte für meinen Lebensunterhalt sorgen und nicht vom Jobcenter abhängig sein. In den Ablehnungen hieß es normalerweise Standarddinge wie: Täglich treffen wir viele Entscheidungen – auch solche, die uns weder leichtfallen noch angenehm sind: Ihnen heute abzusagen gehört dazu. Dadurch kann ich nicht nachvollziehen, was dem Arbeitgeber genau nicht passt und wie ich mich verbessern sollte.

Vor mir liegt der Aufbaus-Sprachkurs C1 Medizin. Danach hoffe ich, eine Approbation zu bekommen und in Deutschland zu arbeiten, mein Wissen nutzen und meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können.

Die Fotos zeigen Khrystyna an ihren ehemaligen Arbeitsorten in der Ukraine.