Podcast-Transskript: Demokratiepädagogik in der DDR

von Eva Anika Baum, Hanna Charki, Virginie Henck, Julia  Wilhelm            

Studierende BA Soziale Arbeit im Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung der Hochschule Neubrandenburg.

Intro:

Willkommen zu unserer heutigen Episode, in der wir die verschiedenen Aspekte der Demokratiepädagogik und des Bildungssystems in der DDR untersuchen. Wir werden uns ansehen, wie das Bildungswesen strukturiert war, welche Erziehungsziele verfolgt wurden, und wie sich diese auf die Schülerinnen und Schüler auswirkten. Die folgenden Informationen basieren auf den Werken von Geulen (1998), Ohse (2003), und Behnke & Wolf (1998).

**Bildung:**

In der DDR war der Bildungsweg streng vorgegeben (Geulen, 1998, S. 76). Schüler/innen, die ihre eigene Meinung äußerten oder sich gegen die herrschende Ideologie stellten, wurden bestraft und bedroht (Geulen, 1998, S. 79). Ziel der Erziehung war es, kein selbstständiges Denken zu fördern. Diskussionen und kritische Auseinandersetzungen waren unerwünscht; die Ideologie sollte ohne Hinterfragen akzeptiert werden (Geulen, 1998, S. 79).

Neben den standardisierten Schulen wie zum Beispiel der EOS gab es Eliteschulen, die militärisch strukturiert waren, diese erzogen die Kinder streng nach Kommando (Geulen, 1998, S. 80). Die Grundlage der Bildung war eine wissenschaftliche und politisch-ideologische Erziehung (Ohse, 2003, S. 110). Diese Erziehung sollte ein differenziertes Fachwissen vermitteln, das eine differenzierte Weltanschauung unterstützte, jedoch immer im Rahmen der monolithischen Doktrin, die keine Abweichungen oder Anpassungen zuließ (Ohse, 2003, S. 110).

Musikalische Bildung wurde vernachlässigt (Ohse, 2003, S. 113) und das Denken der Schüler/innen wurde dichotomisiert – komplexe Themen wurden in „richtige“ und „falsche“ Ansichten kategorisiert (Ohse, 2003, S. 119). Sozialistische Literatur war Pflichtlektüre, und mathematische und physikalische Berechnungen wurden in militärischen Kontexten angewendet, wie beispielsweise der Berechnung der Platzkapazität für Soldaten in Panzern und der ballistischen Kurven von Geschützen (Behnke & Wolf, 1998, Z. 145).

**Nachteile als Schüler:**

Schüler aus christlichen Haushalten hatten keinen direkten Zugang zum Studium. Sie mussten zunächst arbeiten, um eine ideologische Nacherziehung zu erhalten (Geulen, 1998, S. 84). Kinder von elitären Elternhäusern wurden abgelehnt, was die Kinder ermutigte sich von ihrer Familie abzuwenden, um Teil der großen Masse zu sein (Geulen, 1998, S. 88).

Arbeiter/innenkinder wurden gefördert, was sowohl Vor- als auch Nachteile hatte (Ohse, 2003, S. 112). Schüler wurden wegen ihrer Kleidung gemaßregelt (Ohse, 2003, S. 114) und Untersuchungen konnten in Sanktionen münden, wie Verweise, Umschulungen oder Ausschlüsse aus der Schule oder der FDJ (Behnke & Wolf, 1998, S. 157). Ausreiseanträge oder Fluchtversuche der Eltern führten ebenfalls zu Ausschlüssen (Behnke & Wolf, 1998, S. 157).

**Berufswahl:**

Die Berufswahl war durch objektive statt subjektive Bedingungen geprägt (Geulen, 1998, S. 81). Es gab drei Typen von Menschen bei der Berufswahl: diejenigen, die aus Karrieregründen studierten, ohne Interesse am Fach; diejenigen, die keinen Widerspruch zwischen Wunsch und Realität sahen; und diejenigen, deren Wünsche nicht umgesetzt werden konnten oder nur durch Umwege (Geulen, 1998, S. 81).

Staatliche Lenkung prägte die individuellen Bildungskarrieren (Geulen, 1998, S. 81) und der Berufswunsch war oft mit einem Ausweg aus der DDR verbunden (Geulen, 1998, S. 82). Die Berufsvorgabe war selbstverständlich und Alternativen gab es kaum (Geulen, 1998, S. 83).

**Manipulierung:**

Partnerschulen und Auslandsstudien in der idealisierten Sowjetunion erwiesen sich oft als enttäuschend und führten zu Heimweh nach der DDR (Geulen, 1998, S. 83).

**Schulsystem und Bildungsreform:**

Die Bildungsreform von 1965, das „Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem“, zielte darauf ab, den sozialistischen Staat zu stärken (Ohse, 2003, S. 109-110). Die Anzahl der Stunden in den Naturwissenschaften wurde erhöht und polytechnische Ausbildung wurde eingeführt (Ohse, 2003, S. 110). Schüler/innen arbeiteten in Betrieben, um früh die Bedeutung des Arbeitslebens zu erfahren (Ohse, 2003, S. 110).

**Pädagogik und Ziel:**

Das Ziel war die Erziehung eines harmonischen, sozialistischen Menschen (Ohse, 2003, S. 110). Die Grundlage bildete eine wissenschaftliche und politisch-ideologische Erziehung (Ohse, 2003, S. 110), unterstützt durch ein rigides Bildungssystem, das keine Abweichungen zuließ und strenge pädagogische Maßnahmen umsetzte (Ohse, 2003, S. 115).

**Militarisierung:**

Die Militarisierung wurde durch die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) gefördert. Schüler/innen, die sich widersetzten, wurden sanktioniert (Ohse, 2003, S. 111). Es gab paramilitärische Übungen und obligatorisches Schießtraining im Sportunterricht (Ohse, 2003, S. 111). Äußerungen gegen die Wehrmoral führten zu Schulverweisen und anderen Sanktionen (Ohse, 2003, S. 111).

**Eltern:**

Eltern spielten eine wichtige Rolle in der bildungspolitischen Erziehung (Ohse, 2003, S. 112). Eine Verordnung von 1966 regelte die Elternvertretung und Schulbeiträge (Ohse, 2003, S. 112). Eltern, die Mitglieder der SED waren, dominierten Elternversammlungen und beeinflussten schulische Entscheidungen (Behnke & Wolf, 1998, S. 155-156).

**Lehrer:**

Lehrer hatten einen starken Einfluss auf das Weltbild der Schüler und wurden staatlich überwacht (Ohse, 2003, S. 114-116). Sie mussten den Eintritt in höhere Bildungseinheiten bekräftigen und die ideologische Konformität sicherstellen (Ohse, 2003, S. 117).

**FDJ:**

Die FDJ spielte eine zentrale Rolle in der politischen und ideologischen Erziehung. Mitgliederzahlen stiegen rapide, da die Mitgliedschaft den Zugang zu höheren Bildungseinheiten erleichterte (Ohse, 2003, S. 117). Jede Schulklasse bildete eine FDJ-Gruppe, die Führungsrollen wählten, welche eng mit der Schulleitung zusammenarbeiteten (Behnke & Wolf, 1998, S. 155).

**Aufbau von Schule und Staat:**

Die Schule war ein ausführendes Organ der Parteibeschlüsse und SED-Mitglieder unter den Lehrern bildeten die Parteiorganisationen innerhalb der Schule (Behnke & Wolf, 1998, S. 155). Besondere Vorkommnisse wurden dem Ministerium für Volksbildung gemeldet und intransparent gehandhabt (Behnke & Wolf, 1998, S. 156).

**Widerstandsaufstand in Anklam:**

Ein Beispiel für den Widerstand gegen das System ist der Aufstand von 1961 in Anklam, bei dem 22 Schüler/innen von der Schule verwiesen und zwei verhaftet wurden (Behnke & Wolf, 1998, S. 157). Dies markierte die Schulen als Orte des ideologischen Kampfes gegen bürgerliche und kirchliche Einflüsse (Behnke & Wolf, 1998, S. 158).

**Nach der Wende:**

Nach der Wende waren DDR-Schüler/innen irritiert von den verschiedenen Theorien und Forschungsangeboten, da sie bisher nur eine „eindeutige wissenschaftliche Wahrheit“ kannten (Behnke & Wolf, 1998, S. 159).

**Fazit:**

Das Bildungssystem der DDR war stark ideologisch geprägt und diente der Erziehung eines sozialistischen Menschen. Diese Erziehungsmethoden hatten weitreichende Auswirkungen auf die Schüler, ihre Berufswahl und ihr weiteres Leben.

**Outro:**

Vielen Dank fürs Zuhören. Wir hoffen, dass Ihnen dieser Einblick in die Demokratiepädagogik und das Bildungssystem der DDR gefallen hat. Bis zum nächsten Mal!

**Quellenverzeichnis:**

Geulen, Dieter (1998): Politische Sozialisation in der DDR. Autobiographische Gruppengespräche mit Angehörigen der Intelligenz, Opladen: Leske + Budrich.

Ohse, Marc-Dietrich (2003): Jugend nach dem Mauerbau: Politische Normierung und Jugendprotest in der DDR, 1961-1974, Berlin: Christoph Links Verlag.

Behnke, Klaus & Wolf, Jürgen (Hrsg.) (1998): Stasi auf dem Schulhof: der Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen durch das Ministerium für Staatssicherheit, Berlin: Ullstein.