Riskante Entwicklungen für das Aufwachsen und Leben in Diktaturen

Von  Agathe Israel[1]

Die Geschichte und Entwicklung der Menschheit oder einer Nation, wird meist entlang von Kriegen und  traumatischen Ereignissen beschrieben. Eine andere Möglichkeit wäre, entlang der  Gestaltung der Kindheiten, also des Umgangs der Erwachsenen mit ihren Kindern die Entwicklung und  Geschichte  der Menschheit oder einer Nation  zu untersuchen (siehe  De Mouse 1974/1994).

Untersucht man Staaten und Gesellschaften aus der Perspektive des Menschlich-Sein, also  wie Respekt vor der Unverletzbarkeit und Würde des Anderen und wie Mündigkeit des Einzelnen geschützt und gefördert  werden,  stößt man unweigerlich  auf die Lebensanfänge und die  gelebten Eltern-Kind-Beziehungen. Wie  diese sich entfalten können hängt von den Elternpersonen  und  gleichermaßen von Normen und Umständen ab, die die Gesellschaft  vorgibt und erlaubt.

Für  die Entwicklung der inneren Welt des Kindes und die Existenz als Erwachsener herrschen in Diktaturen riskante Bedingungen in der Außenwelt, denn Diktaturen  üben strukturelle Gewalt auf  Kinder[2], sowie soziale und rechtliche Gewalt auf Erwachsene aus und bekämpfen Eigenschaften, die den Kern des Menschlich-Seins ausmachen: Entwicklung von Empathie, Kritikfähigkeit, Respekt vor dem Anderen/  Selbstwahrnehmung und individuelle Verantwortung.

Folgende Überlegungen treffen nicht nur  auf die DDR zu, sondern auf alle Gesellschaften, in denen die Staatsmacht bestimmt was wahr ist, in denen  Wahrheit und Politik bzw. politische Macht nicht getrennt von einander existieren.

Denn Diktaturen gleichen sich hinsichtlich der Machtausübung und Beherrschung ihrer Bürger, unabhängig davon, welche Ideologie sie vertreten.[3]

 

 1. Risikofaktoren  der Diktatur

- Paranoide Mechanismen in allen öffentlichen Strukturen/Institutionen  wie Beobachtung,  

   Kontrolle/Überwachung, Verfolgung abweichender  Ansichten,

   Bekämpfung von Privatem  und Intimem.

- Projektionen[4] und  daraus folgende Spaltung, die mittels                  

   Freund-Feind-Schemata im Umgang mit konflikthaftem Material  

   vorherrschen ( z. B. Gewalttätigkeit):  

  „Wir (Partei, Staat, Ideologen)  sind wahrhaftig und allwissend. Wir     

   sind gut und frei von Gewalttätigkeit oder Zweifeln. So etwas  haben die Anderen, die uns   

   nicht  folgen.“ „Bürger, was tust Du uns an !“ ( vgl. Kernberg 1985)

- Zentralismus der Macht und Entscheidungen mit Verbot der Meinungsvielfalt, also einer persönlichen abweichenden eigenen Meinung vom  meinungsgebenden Zentralorgan. Differenz wird als Verrat verstanden.

-Behinderung triadischer Beziehungsmuster und Konstellationen, Vorherrschen dyadisch - dualistischer  Reflexion. Was bedeutet, es darf kein kritisch-prüfendes  Auge geben (eine dritte Position), das  den Umgang  zwischen Machthabern und dem Einzelnen bzw. Gruppen untersucht. 

-Vermassung. Massenideologie und Massenbewegung werden als Repräsentanten der Psyche der Bürger verstanden, so dass letztlich dyadische  Konstellationen vorherrschen. Der Einzelne  geht unter und findet seine Stabilität in Großgruppenidentitäten (vgl.Volkan 1999).

- primitives Welterklärungsmodell, das verspricht, „Es gibt keine offenen Fragen. Wir wissen  immer was zu tun, was richtig und falsch ist“. Diese, den Bürger infantilisierende Haltung verleiht trügerische Sicherheit.

 Ideologie tritt an die Stelle,  an der nicht mehr (individuell) gefühlt werden  darf und verlangt ein `entweder oder`. Es fehlt die Ambivalenzfähigkeit:  das `sowohl als auch`.

-Familiale Gesellschaftsbilder meist patriachalischer Prägung: Der „Vater“ Staat versteht sich  als Versorger  und Richter und behandelt seine  Bürger als „ defizitäre Kinder“, die versorgt und erzogen werden müssen. Loyalität und Bekenntnis zu `Vater Staat und                   Mutter Ideologie/Partei` werden  erzwungen.

 -Verarmung der individuellen Sprache und Ausdrucksfähigkeit, stattdessen  überwiegen Symbolik, Symbolen und  vertikale Ansprache von oben nach unten (wir sind die Elite) oder von unten nach oben (wir sind das Volk).

 -Verarmung der Selbstdefinition an Hand  von eigenem Erleben und eigener Wirkmächtigkeit. Verarmung des diskursiven Denkens und Diskutierens.

-Aktivierung primitiver Existenzsängste durch die Drohung aus der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden, „wenn Du Dich nicht zu uns bekennst“.                                                        Wir Menschen können  jedoch nur im Gruppenbezug (über)leben. Deshalb wird soziale Isolierung als Folge von Verleumdung, Gefängnis, Diskriminierung u.ä.m. subjektiv vernichtend erlebt, unabhängig davon  wie real die  Bedrohung ist.

 

In Diktaturen bündelt sich das öffentliche Leben im wesentlichen auf dem Niveau der Dynamik   Verfolgung(Täter)  – verfolgt werden(Opfer), weil sich die Machthaber ständig bedroht fühlen, ihre Macht zu verlieren durch die Rache der Verfolgten, denn die Machthaber projizieren in  die  Verfolgten den eigenen Machtanspruch.                                                                            

              

Die Kontrolle der Kontrollierten darf nie enden.

2. Risikofaktoren  für den Aufbau der frühen Objektbeziehungen, die sich an Schnittstellen zwischen  Gesellschaft und  (unbewussten) Einstellungen der primären Beziehungspersonen ( in der Regel die Eltern) ergeben

Die allgemeinen äußeren Umstände der Diktatur  müssen  nicht zwangsläufig auf  die Entwicklung der inneren Welt des Kleinkindes  einen direkten Einfluss nehmen. Erst, wenn sich Verhalten, Eigenschaften und (un)bewusste Einstellungen der primären (individuellen) Beziehungspersonen mit denen der Diktatur  decken, kann man von einem Einfluss ausgehen. Insbesondere betrifft das

- fehlende Empfindlichkeit  der Eltern für Trennung und Verlust, für körperlichen und seelischen Schmerz.

- mangelnde/fehlende  Anerkennung   der basalen Bedürfnisse des Kindes. Das betrifft  besonders die menschlichen  Basisbedürfnisse nach Halt, Zuwendung, Bindung, Engagement der Bindungsperson .

- fehlende Bereitschaft der Eltern, die Individualität des Kindes   anzuerkennen, sondern Tendenz es  den staatlich gewünschten  Forderungen nach Ordnung, Disziplin, Unterwerfung, Gehorsam anzupassen.

- starke elterliche Tendenzen zur projektiven Abwehr eigener unerwünschter Eigenschaften, die nun  im Kind `gesehen` werden, ebenso Neigung zur Spaltung und damit verbundene mangelnden Fähigkeit zur Ambivalenz. Z. B.  wenn dem abhängigen Baby unterstellt wird, es wolle die Eltern nur ärgern, stören, tyrannisieren, können damit  die eigenen (unerfüllten) Bedürfnisse nach Versorgung abgewehrt und die Härte gegenüber dem Beziehungsverlangen  des Kindes gerechtfertigt werden. Hier treffen  sich Prinzipien der  „schwarzen Pädagogik“ und  der  staatlichen Kinderbetreuung  mit elterlichen Einstellungen.

- repressive  und traditionsgeleitete Erziehungsvorstellungen, die keine Abweichung und Veränderungen dulden. Dann bestimmen Ja oder Nein, Sofort oder Nie die Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern. 

 

3. Risikofaktoren, die sich aus der gesellschaftlichen  Struktur der Kleinkind- und Kinderbetreuung ergeben.

- Frühseparation des Kindes  von der Mutter oder primären Beziehungspersonen  mit mangelnden oder fehlenden Ersatzbeziehungen, die mit mangelnder Empathie für die aufkommenden Trennungsängste und deren aggressive Abwehr und  mit mangelndem Verständnis  für die   individuellen Lösungsversuche des Kindes (Israel 2015) reagieren .  Die Früheseparation  kann sich  dann als  traumatisierende Frühtrennungen auswirken, wenn wiederholt  das zeitliche Vorstellungsvermögen des Kindes überschritten wird, so dass die inneren Objekte / Vorstellungen, Bilder, Arbeitsmodelle noch nicht  ausreichend die Zustände der Verlassenheit überbrücken können[5] nach dem Motto: „Da muss das Kind durch. Nur nicht  verwöhnen. Ordnung, Disziplin und Sauberkeit können nicht früh genug beginnen. Das hat noch niemandem geschadet.“

 -Minderung und Abwertung der mütterlich-elterlichen Feinfühligkeit  und der  individuellen Verständigungen und inneren Arbeitsmodelle Die Regulation von Lebensfunktionen, Stresszuständen verlangt zuerst einen verständnisvollen Erwachsenen, der für das  Kleinkind `denkt`, ehe das Kind sich selbst  dank dieser Spiegelung regulieren kann. ( Bowlby, J.1975, Bion, W.(1962).

-Repressive Erziehungspraxis seitens der  Betreuerinnen und Erzieherinnen in Erziehungseinrichtungen

-Vorherrschen von Gruppeninteressen und Gruppenzwängen in den Erziehungs-, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen, die Anpassung und Solidarität erzwingen und eine aktive Aneignung von Regeln und Mitgefühl behindern. Wenn die  Gruppe  vorrangiger Lebensort  und  Erfahrungsquelle ist, dann muss sich das einzelne Kind, um seelisch zu überleben, in die Gruppe integrieren. Das kann  in extremen Situationen wie es  in den palästinensischen  Kinderlagern sichtbar wird, bis zur  völligen Selbstaufgabe führen (vgl. Volkan).

 4. Risikofaktoren durch transgenerationale Aufträge und  gesellschaftliche Umbrüche

- Insbesondere  betrifft dieser Faktor  die Jugendlichen. Wir haben es im Jugendalter mit einer inneren Umbruchs- bzw. Metamorphose zu tun,  in der neue Objektwahlen getroffen werden müssen, denn die  körperliche Reifung zwingt den Jugendlichen/die Jugendliche  dazu, Distanz zu den Eltern zu entwickeln, die familiären  Beziehungen, die auf Liebe – Hass, Dankbarkeit und Verdienst aufbauen, wesentlich zu lockern, wenn nicht sogar zu verlassen. Gleichzeitig dient die peer- group als Halt,  emotionaler und sozialer Übungsort für neue Regeln, Normen, Werte und  Partner .

Dieser Wandlungsprozess  vollzieht sich entlang der ersten ursprünglichen Arbeitsmodelle bzw. inneren Bilder von sich und dem Anderen, die über die Verbindungen zwischen den primären Beziehungspersonen und dem Kleinstkind entstanden.

- Die Jugend hat in Diktaturen den Auftrag (Delegation) quasi nahtlos in die Erwachsenenwelt hineinzuwachsen und deren Ordnung, Einordnung, Disziplin, Ideologie zu übernehmen und  zu erhalten, um damit die Diktatur zu rechtfertigen und zu stabilisieren.

 Diese Delegationsmechanismen sind mehr oder weniger unbewusst wirksam. Sie dienen im wesentlichen der Angstbindung bzw. Angstverleugnung, ( z.B. in Ostdeutschland  dienten sie der Angstabwehr vor dem Andersdenkenden, vor  der nationalen (faschistischen) Vergangenheit, vor Veränderung) und sind deshalb weder  für den Einzelnen als für die Gesellschaft   entwicklungsförderlich.

- Jugendliche hatten z.B. in der DDR  den Auftrag, das, was die Erwachsenen geschaffen hatten, nämlich den  sozialistischen Staat so wie er besteht, zu bewahren und nur in deren Sinne fortzusetzen, was die  generationsübergreifende  autonome Realitätsprüfung einschränkte (Israel 1994). Die so aufgewachsene Elterngeneration geriet mit der Wende 1989  nicht nur in eine tiefe Krise ihrer Werte, Bedürfnisse und Lebensstrukturen, sondern stürzte auch ab in eine bis dahin unvorstellbare Tiefe.

Auffällig ist, dass nach dem 3. Oktober 1990 (Wiedervereinigung) die Erwachsenen in Ostdeutschland ihre Verluste, Ängste, Kränkungen in der Öffentlichkeit überwiegend verschweigen. Stattdessen setzt ihr eifriges Bemühen ein, möglichst schnell umzulernen, sich reibungslos und schnell an die neuen Werte, Bedürfnisse und Strukturen anzupassen.

Auffällig war, dass in der Ost- Berliner Klinik, in der ich arbeitete, während der ersten Jahren nach der Wende  überdurchschnittlich häufig jugendliche Patienten behandelt wurden, deren Eltern, insbesondere deren Väter, nicht nur ihre Arbeitsplätze verloren oder sich umorientieren und umlernen mussten, sondern die auch sozial abgestürzt, d. h. ihrer Privilegien und Macht verlustig gegangen waren. Diese Eltern schwiegen gegenüber uns Behandlern oder in der Öffentlichkeit. Sie hatten  sich angepasst. Innerhalb der Familie jedoch  verschoben oder delegierten sie  ihren gestauten heimlichen Zorn und ihre  Ängste  auf ihre jugendlichen Kinder, so dass deren alterstypische Neuorientierung oft überlagert war von einer immensen (selbst)destruktiven Wucht und krisenhaften Zuspitzungen. Wenn wir genauer forschten, fanden wir  die  Quelle meist in den  gebrochenen  Biografien der Eltern. Die Jugendlichen  waren im  gewohnten Stil beauftragt worden, für die Erwachsenen aktiv zu werden. Diesmal ging es darum, das auszuagieren, was sich die Ost- Erwachsenengeneration nicht wagte zu tun. Die transgenerationale  Weitergabe vollzog sich, um  Kränkung, Wut, Absturz, Verlust, Verantwortung, Trauer   nicht bearbeiten zu müssen. Sie traf  auf die Sprachlosigkeit der Jugendlichen, ihre mangelnden Erfahrungen  in dialogischer Konfliktlösung, Angst vor Verfolgung, Neigung sich stabilisierenden Gruppen anzuschließen, besonders dann wenn die Erwachsenenwelt dafür nicht zur Verfügung  steht.

Äußere Umbrüche werden  von den Jugendlichen also entsprechend den früh erworbenen Modellen bearbeitet. Andererseits können in der Pubertät  aufgrund der gelockerten Ich –Strukturen (das sind in erster Linie alle psychischen Funktionen, die der Realitätsprüfung und -bewältigung dienen)  die aktuellen  Erfahrungen  so tiefgreifend  wirken, dass die primären Modelle und Bindungsstile nicht nur zur Bewältigung und zur `Abwehr` der aktuellen  Veränderungen dienen, sondern  auch selbst verändert werden können. Dabei geht es, ausgelöst durch den Abschied vom kindlichen Körper, Abschied  von der Kindheit und deren Befriedigungen, Abschied von den Eltern  ganz zentral   um die Aktivierung der frühesten Trennungserfahrungen, Trennungsängste, Einsamkeit. (Ferchhoff 1993)

Die Pubertät wird  deshalb  als „zweite Chance “ (siehe Erdheim  1988) im Leben eines jeden Menschen bezeichnet, in der sich noch  einmal die Abwehr verflüssigt und neu strukturiert. Die kurze Skizze lässt ahnen, wie diese inneren  pubertären Prozesse  auf eine  sowohl stabile, als auch entwicklungsfreundliche Außenwelt angewiesen sind.

Das nachfolgende Beispiel einer  gewalttätigen Ausschreitung von Jugendlichen zeigt, dass die öffentliche Duldung, das Schweigen, ja sogar die Anfeuerung Elemente bewusster und unbewusster Delegierung aufweisen.

September 1991 in Hoyerswerda: Nachdem  jugendliche Skinheads  auf dem Marktplatz eine erfolgreiche Jagd auf die  vietnamesischen Zigarettenhändler unternommen hatten, stürmten sie einen Tag später zum WK V/E  ( Wohnkomplex 6 E) und   belagerten dort das Ausländerwohnheim, warfen die Fenster ein, versuchten einzudringen  und die Einwohner zu schlagen;  sie planten Feuer zu legen, nach dem Motto: „Die einen haben wir zur Ruhe gebracht, jetzt nehmen wir uns die anderen vor.“ Interessanterweise  hatten sich hinter den Belagerern ca. 200  erwachsene  Anwohner, versammelt;  sie feuerten  die Jugendlichen unmissverständlich zur Gewalt an, heizten im Hintergrund die Konfliktlage durch Rufe an wie „Polnische Wirtschaft“, „macht sie fertig, richtig kalt“, “Ne Kalaschnikow her und reinhalten“ ,“Brennt die Bude doch ab!“ und schließlich im Chor“ Ausländer raus“.  Andere   Erwachsene Hoyerswerdas standen  schweigend  dabei, zum Teil hatten sie   ihre Kleinkinder mitgebracht.

Als kritischere Bürger  sie direkt fragten: „Glauben Sie, dass es gut ist, dass  Ihre  Kinder zusehen?“  erhielten sie keine Antworten. Solcherart Schweigen war typisch für  die Stadt, so dass sich die Jugendlichen als Überwinder des Schweigens in ihrem Vorgehen bestärkt  fühlten (Israel 2008). Die jugendlichen Gewalttäter und deren erwachsene Unterstützer waren den  von mir genannten Risikofaktoren ausgesetzt, denn sie  wuchsen in der Diktatur auf und deren Eltern ebenfalls, nämlich  in der Nazidiktatur. Wir  müssen  unbedingt die Auswirkungen  der Diktaturen auf die  Persönlichkeitsentwicklung  und  Fähigkeit zum Mensch- Sein wahrnehmen und zu  verändern suchen.

 

Literatur:

Bion, W.(1962). Lernen durch Erfahrung  Frankfurt/M :Suhrkamp.

Bowlby, J.(1975). Bindung. Eine Analyse der Mutter-Kind-Beziehung.München: Kindler

De Mause,L.(1974).Hört ihr die Kinder weinen- eine psychogenetsiche Geschichte der Kindheit.Frankfurt/M:Suhrkamp ,8. Aufl 1994.

Erdheim, M.: Die Psychoanalyse  und das Unbewusste in der Kultur, Suhrkamp,Frankfurt 1988

Ferchhoff, W.: Jugend  an der Wende des 20. Jahrhunderts, Leske+ Buderichs , Opladen 1993

Israel, A.: Frühe Kindheit in  der DDR  Zeitschrift  Kinderanalyse Heft 2/2008                                                        Israel, A.:Herrlich eng und furchtbar frei in“ Krisen  im Jugendalter“Reinhardtverlag  München 1994                      Israel, A. (11.2015) Krippenerziehung in der DDR – Frühe Kindheit in der staatlichen Institution.Verfügbar unter: http://www.kita-fachtexte.de/

Kernberg,O.:  Schwere Persönlichkeitsstörungen, Stuttgart, Klett-Cotta 1985                                                       

Leuzinger- Bohleben,M., Garlichs A.: Früherziehung  West-Ost, Materialien   Juventa  Weinheim, München 1993

Volkan, V.: Das Versagen der Diplomatie  Bibliothek der Psychoanalyse, Psychosozial-Verlag  Gießen 1999

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


[1] deutsche Psychiaterin, Psychoanalytikerin und Autorin. Schwerpunkt ihrer Publikationen ist die Psychologie von Frühgeborenen, Säuglingen und der Eltern-Kind-Beziehung

 

Inhaltsverzeichnis

 

[2]   Kinder  erlebten strukturelle Gewalt wie z.B  durch die Frühtrennung und Fremdbetreuung  ohne Mitspracherecht ihrer Eltern, ein Lebenstempo  im Alltag, das  durch die Erwachsenen und die Gruppennorm  bestimmt wird( Israel, A. (11.2015) Krippenerziehung in der DDR – Frühe Kindheit in der staatlichen Institution.Verfügbar unter: www.kita-fachtexte.de/XXXX

[3] Oft wird die DDR und  dem Naziregime  völlig gleichgesetzt .Ich halte das für sträflich nachlässig. Wenn wir die DDR-Diktatur  der Nazi-Diktatur hinsichtlich der Gefährdung und Überforderung  des Einzelnen gleichsetzen, verleugnen wir  erhebliche Unterschiede im Ausmaß der Machtausübung, Gefährdung  des Einzelnen. Im Gegenteil, solcherart  Gleichsetzung  verstellt uns den Blick  auf das gesamtdeutsche Trauma der Nazi-Diktatur und dessen  transgenerationale Weitergabe( Verleugnung, bzw. Schuldgefühle) und eine  verantwortungsvolle Verarbeitung.

 

[4] Projektion in den Anderen (von  Staaten, Einzelpersonen/ Gruppen) bedeutet, was man als Staat, Gruppe, Einzelperson) nicht wahrhaben will, was belastet,  dem Anderen  zu unterstellen, um dadurch  eigene seelische Konflikte/Schmerzen /Ängste  nicht wahrnehmen zu müssen. Projizieren ist ein primitiver  unbewusster Prozess, der  innerlich stattfindet, aber äußerlich ausagiert wird.

[5] .[5]So besuchten in der DDR der 70-80ziger Jahre ca. 83 % aller 0-3Jährigen  die  staatlichen Kinderkrippen ( frühestens ab der 6. Lebenswoche )mit Trennungszeiten bis zu 10 Std. täglich, in Kindergruppen bis zu 20 Kindern. In diesem Zusammenhang  muss man auch von einem mangelnden Halt sprechen, infolge  des willkürlichen Wechsels derBeziehungspersonen nach dem  Erwachsenenrhythmus und mangelnder Halt wegen zu großer Kindergruppen, so dass die in diesem Zusammenhang auftauchenden Verlassenheits-/ Existenzängste nicht integriert werden können und aggressiv ausagiert werden (vgl. Leuzinger- Bohleben,M., Garlichs A.1993,)