Heimat Lausitz

Grit Lemke

im Gespräch mit Knut Elstermann: www.mdr.de/kultur/literatur/hoyerswerda-lausitz-ddr-grit-lemke-100.html

Ich denke, wenn man aus der Lausitz kommt, hat man ein besonderes Verhältnis zu Heimat. Das ist bei uns etwas, was sich immer verändert. Da konnte nie was bleiben wie es ist. Gestern war da noch ein Wald, morgen ist da eine Stadt, die 20 Jahre später wieder abgerissen wird. Das Gleiche gilt für die Tagebaue: da ist ein Dorf, es kommt ein Bagger dann ist das weg, dann ist da eine Grube, ein See und auf einmal stürzt der See wieder ein. Das ist so eine ständige Veränderung, dass man als Mensch, der sich dort bewegt, gezwungen ist, sich damit auseinanderzusetzen.

Gerade für Menschen, die ein Trauma erlebt haben, gibt es nichts Dümmeres und Kontraproduktiveres als "De-heimatize". Ich glaube auch wirklich, davon bin ich überzeugt, dass man das Fremde nur umarmen kann, wenn man weiß, wer man selbst ist. Und wenn man weiß, was bei sich das Eigene und das Fremde ist.