Grußwort Mike Schubert Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam

Europäischer Tag des Gedenkens an die Opfer von

Stalinismus und Nationalismus

23.August 2023 | 18:30 Uhr Saal Gärtnerhaus Villa Lepsius

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Sehr geehrte Frau Rüdiger, sehr geehrte Frau Dr. Giesen,

sehr geehrte Frau Botschafterin Vanaga, sehr geehrter Herr Dombrowski,

sehr geehrte Exzellenzen, meine Damen und Herren,

 

 

der heutige Gedenktag ist den Opfern totalitärer Regime gewidmet. Millionenfaches Leid, millionenfacher Tod verursachten die menschenverachtenden Herrschaftssysteme im Europa des 20. Jahrhunderts.

 

Heute gedenken wir den Opfern.

Heute stehen die Opfer von Krieg und Gewalt des 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt. Heute zollen wir ihnen Respekt.

 

 

Das heutige Datum erinnert an die Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Paktes am 23. August 1939 und die Aufteilung Mitteleuropas in einen deutschen und einen sowjetischen Einflussbereich.

Damit bietet dieser Gedenktag einen Ausgangspunkt für eine intensive Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus und Stalinismus. Er dient dazu, sich mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der totalitären Herrschaften des 20. Jahrhunderts auseinanderzusetzen, die Einzigartigkeit des Holocaust anzuerkennen und die sehr unterschiedlichen Motive der verbrecherischen Regime in den Blick zu nehmen.

Diesem Gedenktag kommt die Aufgabe zu, sich der furchtbaren Geschichte Europas im 20. Jahrhundert zu stellen mit allen Differenzen und Eigenarten.

Dieser Gedenktag soll nichts relativieren. Vielmehr soll er die Komplexität von totalitärer Herrschaft und Gewalt betonen.

 

 

Der Blick auf die millionenfachen Opferzahlen, die Nationalismus und Stalinismus erzeugt haben, lassen die meisten von uns erstarren. Denn wie sollen wir diese unbegreiflich hohen Opferzahlen für unsere Vorstellung greifbar machen, um das Leid zu begreifen?

Wie kann es gelingen, das so erscheinende abstrakte Leid für uns zu konkretisieren?

Wie kann es gelingen, von einem abstrakten zu einem empathischen Gedenken zu kommen, das die Würde der Opfer in den Mittelpunkt stellt?

 

 

So gefragt, kommen unseren Gedenkstätten eine besondere Bedeutung zu. Sie erforschen, bewahren und vermitteln die vielen ganz konkreten Leidenswege derer, die unter den totalitären Regimen gelitten oder gar ihr Leben verloren haben. Ihnen kommt die Aufgabe zu, eine Verzahnung von der komplexen Geschichte mit den individuellen Schicksalen herzustellen. Gerade unsere Gedenkstätten in der Leistikowstraße wie auch in der Lindenstraße mit ihren sich überlagernden Zeit- und Erinnerungsschichten sind die Orte, die Verständnis für Ideologie und Totalität und empathische Anteilnahme für die Opfer ermöglichen. Zu diesen Einrichtungen ist selbstverständlich das Lepsiushaus mit seinem spezifischen Fokus auf die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts hinzuzuzählen.

 

 

Meine Damen und Herren, ich bin sehr bewegt davon, wie viele der Einladung zu dem heutigen Gedenktag gefolgt sind und dankbar für die Organisation dieser Veranstaltung.

Ich bin beeindruckt von der Anwesenheit der Botschafterinnen und Botschafter, von Vertretenden zahlreicher Einrichtungen und Institutionen.

 

Sie alle sind hier, weil Sie sich der Bedeutung des heutigen Gedenktages im Klaren sind. Viele von Ihnen haben sich zur Aufgabe gemacht, die furchtbare Vergangenheit des 20. Jahrhunderts zu erforschen und zu vermitteln und die Erinnerung wachzuhalten. Viele von Ihnen setzen sich mit großem Engagement für die Gedenkstättenarbeit ein. Dafür möchte ich Ihnen ausdrücklich danken.

 

 

Schließlich möchte ich uns allen Mut machen, das Gedenken als Auftrag zu verstehen. Als Auftrag, um mit aller Kraft und Zuversicht weiter an einem demokratisch-freiheitlich und friedlichen Europa zu arbeiten und den derzeitigen kriegerischen Angriff Russlands letztlich auch auf das europäische Friedenswerk abzuwehren.

 

 

Vielen Dank!