Leute fallen vor Hunger in Ohnmacht

Interview zu Mariupol mit dem Kommandeur der ASOV-Brigade, Deniz Prokopenko

31.3. 2022

Interviewer: der bekannte ukrainische Journalist: Dimitri Gordion

F: Die Leute beten für Sie, die Ukranier halten Sie für Helden. Früher haben sie über Asow geschrieben, dass sie Nazis seien, jetzt schreiben auch seröse Medien, dass sie echte Patrioten sind, keine Faschisten. Wie ist die Situation bei Ihnen?

A: Es gibt fast kein einziges Gebäude, das ganz ist, es finden Straßenkämpfe, teilweise mit Molotowcoctails und Granatwerfern statt. Alle kämpfen mit Glauben, das die Operation zur Durchbrechung der Blockade durchführbar ist. Ich hoffe, dass das keine leeren Worte sind, dass das Oberkommando das vorbereitet mit unserer Hilfe. Wir hoffen auf die Hilfe, die wir bekommen, die den Feind zerschlagen kann. Dann werden wir die weiteren Städte befreien.

 

F: Wieviele Russen greifen Mariupol an?

 

A: Ca. 14.000 Soldaten sind in der Stadt, aber wir versuchen, in die Offensive zu gehen und zuerst anzugreifen. Das alles beruht auf dem Geist der Soldaten. Zwei Bataillone haben wir zerschlagen. Sie haben ihr strategisches Ziel geändert und Soldaten von anderen Städten wie Kiev abgezogen. Wir erwarten, dass mit der Zeit alles auf Donbas und Luhansk konzentriert wird. Aber unsere Soldaten werden bis zum letzten kämpfen.

 

F: Also ich verstehe das richtig, die holen die Soldaten von Kiew u.a. Städten weg und schicken sie alle nach Donezk.?

 

A: Die wollten in zwei Tagen bis Kiew kommen, das ist nicht gelungen. Sie verzichten jetzt darauf und wollen jetzt sich auf Donetzk und Luhansk konzentrieren. Sie wollen eine Korridor zur Krim herstellen.

 

F: Die russische Propaganda verbreitet Gerüchte, dass das Theater in Mariupol von Asow selbst in die Luft gesprengt wurde. Was können Sie dazusagen?

 

A: Wir waren gar nicht da. Es damals noch kein Kampfgebiet. Im Theater haben sich die Zivilisten, die sich evakuieren lassen wollten, versammelt. Es sind Bomber runtergekommen. 800 Leute waren da drin, wurden verschüttet. Nach unseren Angaben sind 300 Leute umgekommen. Bei 500 Leuten ist es gelungen, sie aus den Ruinen zu retten. Wir können da aber gar nicht weiter tätig sein, weil da jetzt der Feind ist. Daher können wir jetzt keine weiteren Angaben machen. Unsere Luftwaffe war damals gar nicht dort tätig, die konnte so einen Anschlag gar nicht durchführen.

 

F: Putin hat humanitäre Hilfe angekündigt, was ist davon zu halten?

 

A: Es gab keine humanitäre Hilfe seit dem 24. Februar. Bis zum 1. März waren wir noch nicht belagert, die Menschen konnten einfach abhauen. Nach dem 1. März konnte man die Stadt gar nicht mehr verlassen. Wir haben immer wieder versucht, humanitäre Hilfe in die Stadt zu holen, der Feind hat es nicht zugelassen. Wir sind Militärleute, das ist unser Beruf, dass wir kämpfen, aber die Zivilbevölkerung kann nichts dafür . Viele Leute sind unter Drohungen nach Russland evakuiert worden, aber mit Gewalt. Sie haben ein Video gedreht, wo die Zivilbevölkerung mit Keksen und Tee versorgt wird und danach wurden sie mit Gewalt nach Russland gebracht und sie durften nicht nach Schaporischina.

 

F: Haben sie was zu essen?

 

A: Wir essen einmal pro Tag und es gibt Leute, die vor Hunger in Ohnmacht gefallen sind. Wir müssen sparen, deswegen Essen nur einmal am Tag. Unsere Vorräte gehen aus, genauso wie die Munition, die geht auch aus.

 

F: Ist es wahr, das es kein Wasser gibt?

 

A; Leitungswasser nicht, es ist eine humanitäre Katastrophe.-

 

F. Wann haben Sie das letzte Mal geduscht?

 

A: Vor dem letzten Interview habe ich die Haare gewaschen. Ingesamt habe ich während der Blocke mich dreimal gewaschen.

 

F. Und die heizung?

 

A: Die Generatoren sind ganz schwach, damit kann man nicht heizen. Aber es ist wärmer geworden als vor 35 Tagen. 7-10 Grad , aber sehr feucht und windig, gefühlt plus 3.

 

F: Wie ist es mit der Basisstation von Asow?

 

A: Die sind seit einer Woche da. Die zerstören unsere Archive. Die Basisstation war in Gursuv und in Jurjevka. Als wir uns zurückgezogen haben, haben wir sie vermint und das hat funktioniert.

 

F: Haben Sie Angst?

 

A: Ich mach mir Sorgen um meine Soldaten, nicht um mich. Ich sehe in ihren Augen keine Angst, sondern Hass. Wenn die Leute nach 2-3 Verletzungen wieder zum Gewehr greifen, glaube ich nicht, dass sie noch Angst haben.

 

F. Haben Sie Verbindung zu Ihren Familien?

 

A. Sehr eingeschränkt über eine Spezverbindung. Aber wir versuchen es, damit die Familien wissen., was mit den Soldaten ist und die Soldaten wissen, wie es den Familien geht. Die Angehörigen machen Druck auf alle Institutionen, damit wir Unterstützung bekommen, um die Blockade zu durchbrechen.

 

F: Es gab Verhandlungen in der Türkei, glauben Sie , dass sie sich einigen können?

 

A: Eine Volksabstimmung wäre in einer Kriegssituation nicht durchführbar. Ich glaube an keine Verhandlungen.

 

F: Ich möchten mich an den Oberkommandierenden wenden, dass sie alles machen, um die Blockade zu durchbrechen. Unser Land muss alles dafür tun, und ich möchte mich verneigen vor Euch und Euren Soldaten. Möchten Sie Ihren Familien etwas sagen?

 

A: Ich möchte mich an die Familien der gefallen Soldaten wenden, dass ihr Euch nicht schämen müsst. Wir werden siegen!

 

F: Vielen Dank, wir lieben Euch und hoffen euch lebend wieder zu sehen.

 

A: Danke