Verbot des russischen Senders Doschd?

Eines der letzten staatsunabhängigen Medien soll mundtot gemacht werden. Warum?

Der online- TV- Sender Doschd (Regen) ist einer der letzten staatsunabhängigen elektronischen Medien in Russland. Doch damit soll es jetzt Schluss sein. Die Generalstaatsanwaltschaft wies die Medienaufsichtsbehörde Anfang März 2022 an, Doschd zu sperren. Der Vorwurf angebliche Falschmeldungen. Wer von Deutschland den Link https://tvrain.ru/ aufruft, kann seit Anfang März nur noch die Webseite sehen, aber keine video-links mehr starten. Die Webseite, die offenbar noch nicht komplett blockiert ist, zeigt die wahren Gründe der Zensurmaßnahme und den Durchhaltewillen ihrer Macher. Doschd greift Tabuthemen auf, gerade während des Ukraine-Krieges von Putin. Man sieht, Putins Krieg schlägt auf die russische Gesellschaft zurück, sie wird noch stärker repressiv eingeschränkt

Ein Blick auf die Homepage von Doschd zeigt die Inhalte und warum es beim Verbot wirklich geht.

Die Aktuellen Schwerpunktthemen von Doschd sind:

Krieg in der Ukraine

Das Verfahren zur Liquidation von Memorial

Russlands Anerkennung der von Luhansk und Donezk

Nawalny in der Strafkolonie

Alle Themen sind Reizthemen, um nicht zu sagen, Tabuthemen in der staatlich gelenkten russischen Öffentlichkeit. Allein das Wort „Krieg“ ist verboten. In den Staatsmedien ist von „Spezialoperation“ die Rede, womit suggeriert wird, dass es nur eine kleine Kommandosache zum Schutz von russischen Bürgern im Donezk geht, nicht um einen Krieg gegen die Ukraine.

Auch die Berichterstattung über die Kriminalisierung der Menschenrechtsorganisation Memorial International, die parallel zum Kriegsbeginn stattfindet, ist keineswegs im Sinne des Staates. Der meint, Memorial beschmutze mit der Aufarbeitung stalinistischer Verbrechen das Ansehen der Streitkräfte. Die Kriminalisierung von Memorial ist damit Teil der ideologischen Aufrüstung.

Auch die Erinnerung an den Oppositionellen Nawalny, der von Putin ins Lager verbannt wurde, ist keineswegs erwünscht.
 

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Das Team von Doschd auf seiner Homepage am 2.März 2022

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Raketenangriff auf den Fernsehhtum in Kiews

Wenn schon der Krieg Russlands gegen die Ukraine verschleiert werden soll, sind reale Kriegsbilder ein Skandalon.

 

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Antikriegsdemonstration in Georgien

Die Parallelität zu Demonstrationen in Moskau, Peterburg, Sibirien liegt auf der Hand. Doch anders als dort, kann man in Georgien offenbar friedlich seine Meinung zu diesem Krieg kundtun. Kritik an Rußland und Ermutigung der russischen Zivilgesellschaft zugleich.

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Sanktionen der EU werden beschrieben.

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Die die Pution vorgeblich schützen wollte, die Ukrainer zeigt Doschd auf der Flucht nach Polen

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Doschd zeigt ein Bild aus dem Dokumentationsfilm über Doschd, der dieser Tage in Arte (und der Mediathek) zu sehen ist. Im Bild Natalja Sindejewa, die Inspiratorin und Eigentümerin des Senders. Der Text verweist, darauf, dass die Filmverbreitung in Russland verboten sei, ein Hinweis auf faktische Zensur im Land.

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Statt zum Programm leitet der Link auf der Homepage auf eine Art Selbstanzeige, die inzwischen vielen Gesellschaften und Organisationen von der russischen Regierung aufgezwungen wird. Doschd schreibt, dass es teilweise mit ausländischen Mitteln finanziert sei (faktisch aber auch durch russische Zuschauer). Damit- so die staatlich erzwungene Selbstbezichtigung- sei man als „ausländischer Agent“ tätig.

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Mit einem Interview erklärt, die Doschd-Eigentümerin, Natalja Sindejewa, dass ihr Team entschlossen ist, trotz der Blockierung der Übertragungswege weiterzumachen. Die Bildunterschrift kann man lesen, das Interview selbst ist nicht abrufbar.