Zwei Bemerkungen zum SPD-Manifest

Von Dr. Martin Böttger, Zwickau

Es ist die Rede von einer "wechselseitigen Bedrohungswahrnehmung zwischen NATO und Russland".

Diese Wahrnehmung ist falsch. Russland fühlt sich nicht von der NATO bedroht. Putin behauptet zwar, sich von der NATO bedroht zu fühlen, aber das ist eine Lüge. Als Putinversteher weiß ich, dass er sich nicht von der NATO, sondern von der russischen Bevölkerung bedroht fühlt. Dazu hat er allen Grund.

Im Manifest heißt es weiter: "Auf dieser Grundlage muss der außerordentlich schwierige Versuch unternommen werden, nach dem Schweigen der Waffen wieder ins Gespräch mit Russland zu kommen,..."

Aber wann werden die Waffen schweigen? Wollen die Unterzeichner wirklich erst danach mit Russland ins Gespräch kommen? Der Besuch Ralf Stegners in Baku lässt anderes vermuten. Man will offenbar schon mit Russland ins Gespräch kommen, während noch gekämpft wird.

Vielleicht handelt es sich bei dem zitierten Satz um einen Schreibfehler? Vielleicht sollte er folgendermaßen lauten:

"Auf dieser Grundlage muss der außerordentlich schwierige Versuch unternommen werden, noch vor dem Schweigen der Waffen wieder
ins Gespräch mit Russland zu kommen,..."

Falls das wirklich ein Schreibfehler war, stellt sich natürlich schon jetzt die Frage, wer denn ein Mandat hat, Gespräche mit Russland zu führen, während russische Raketen, Marschflugkörper und Drohnen die ukrainische Zivilbevölklerung terrorisieren.