Was lange währt wird gut?
Der lange Weg zum Mahnmal der Opfer des Kommunismus
Von Dieter Dombrowski[1]
Was lange währt wird gut?Für die Opfer nicht immer, aber im Fall des „Mahnmal der Opfer des Kommunismus“ in der Bundeshauptstadt Berlin ist diese Volksweisheit wohl zutreffend. Vor über 12 Jahren fanden sich Interessierte gemeinsam mit der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft(UOKG)mit dem Ziel zusammen,auch im ehemals geteilten Deutschland ein Mahnmal für die Opfer des Kommunismus zu errichten.Ein studentischer Wettbewerb, initiiert durch die UOKG, ergab eine Vielzahl von Ideen, wie ein solches Denkmal gestaltet werden könnte. In der Folge benötigte der Deutsche Bundestag zwei Wahlperioden,um Entschließungen bzw. Willensbekundungen zur Errichtung eines Mahnmals zu verfassen. In der anfänglichenInitiativgruppe hatten wohl die meisten Mitglieder schon nicht mehr mit der Realisierung gerechnet. Mit Stephan Hilsberg ging ich ans Werk. Dies bedeutete konkret: Politikerinnen und Politiker davon zu überzeugen unser Anliegen zu unterstützen. Viele mussten wir nerven, aber in der vorletzten Wahlperiode war es soweit: Der Deutsche Bundestag hat die notwendigen Mittel bereitgestellt, um das Projekt nun auch inhaltlich vorzubereiten. Die damalige Beauftragte für Kultur und Medien, Frau Prof. Monika Grütters, beauftragte die Bundesstiftung für die Aufarbeitung des SED-Unrechts und die UOKG mit dieser Aufgabe. Für die Bundesstiftung war und ist Anna Kaminsky und für die UOKG Dieter Dombrowski konkret verantwortlich. Ein kompetenter wissenschaftlicher Beirat unter Leitung von Christine Lieberknecht wurde einberufen und es konnte losgehen. Noch in der letzten Wahlperiode konnte der Beirat die Grundkonzeption an Frau Staatsministerin Prof. Grütters übergeben. Nun weiß jeder, dass über nichts so viel gestritten wird, wie über Gedenktafeln und Denkmale. Im konkreten Fall ist es aber gelungen, die inhaltlichen Diskurse nicht zum politischen Streit werden zu lassen. Einig sind wir, dass das Mahnmal die Ereignisse und Schicksale ab 1945 abbilden soll. Ein Vorstoß, den Zeitstrahl schon ab 1917 mit der Oktoberrevolution beginnen zu lassen, wurde verworfen. Wir wollen ein Mahnmal für die Opfer des Kommunismus in Deutschland ab 1945, und nicht für die Opfer des Kommunismusweltweit. Im Übrigen wird dies nun auch als letztes der ehemaligen Ostblockländer Realität. Die Initiatoren, der Beirat und der Bundestag wollen den Opfern des Kommunismus einen Ort geben, an dem Ihrer gedacht werden kann und an dem sie Anderergedenken können.Nicht jedes Unrecht kann durch staatliche Hilfen beseitigt oder gemildert werden.Der Verlust unddie Verletzung der Würde bleiben lebenslang. Dass die Gesellschaft sich durch einen solchen Gedenk − und Bildungsort solidarisiert ist ein wichtiges Zeichen an die Opfer, aber auch an die Nachkommen sich mit unserer Geschichte vertraut zu machen. Letztlich muss der Bundestagnoch die Mittel beschließen, um einen Künstlerwettbewerb auszuschreiben. Ohne konkreten Standort war dies bisher nicht möglich. Nun haben Bund, Land Berlin und der Bezirk Mitte zusammen mit dem Beirat einen Standort im Spreebogen gefunden. Wir hoffen, dass die verwaltungsmäßigen Voraussetzungen für den Standort bis zum 17.Juni 2023 verbindlich gemacht werden können. Das zukünftige dreidimensionale Mahnmal wird aber nicht nur einfach errichtet, es wird auch eine vor Ort abrufbare Plattform geben, die vertiefende Informationen gibt und die über andere Akteure der Aufarbeitungs− und Gedenkkultur hinweist. Diese Plattform wird dauerhaft gepflegt.An den Inhalten dieser Plattform arbeitet der wissenschaftliche Beirat seit einigen Monaten.
Die Geduld und die Mühen haben sich gelohnt. Danke an alle, die Mitgeholfen und nicht aufgegeben haben.
[1] Bundesvorsitzender der UOKG