Putins Lager für missliebige Ukrainer

Filtrierungs-Lagersystem in den russisch besetzen Gebieten der Ukraine

Teil II  Aktualisierung  mit Standortkarte

10.5.2022

Filtrierungs-Lagersystem in den russisch besetzen Gebieten der Ukraine

Recherche Dr. Christian Booß

Details bitte beim Autor direkt erfragen

Stand 9.5.2022

 

Es ist ein abgestuftes System, um Feinde im besetzen/eroberten Gebieten dingfest und durch Internierung und Überprüfung der Insassen „unschädlich“ zu machen, ggf. umzuerziehen. Je nach Prüfungsergebnis wird in den nächsten Lagertyp überwiesen oder nach Russland verbracht, z.T. deportiert. Manche werden auch Richtung Westen in die Ukraine entlassen. Repressionslager und Evakuierung/Deportation sind also miteinander systematisch verschränkt. Es sind Teile des repressiven Filtrierungssystemes, das helfen soll, gute und schlechte Ukrainer zu trennen und getrennt zu „behandeln“. Im Extremfall durch Deportation und Tod. Dies ist Teil des Entnazifizierungsprogramms von Putin, das auf Eleminierung, Inhaftierung, Umerziehung und Bevölkerungsaustausch in den besetzten Gebieten zur dortige Stabilisierung setzt.

 

Die von ukrainischen Verwortlichen benutzten Bezeichnungen „KZ“ und „Folterlager“ sind eher polemisch zu werten, weil z.T. falsch und ahistorisch. Vernichtungslager im Engeren sind sie nicht, z.T. sehr unterschiedlich, je nach Kategorie. bzw. ist Solches bisher nicht bekannt.

 

Etappen der Filtrierung

Durchsuchung. Leibesvisitation

Handybeschlagnahme, Untersuchung der Verbindungsdaten

Beschlagnahme der Personalpapiere

Feststellen und Dokumentation der Personenidentität

Sicherheitsüberprüfung (an Hand von Datenbänken, die dabei ergänzt werden)

„Befragungen“, Verhöre

Drohungen/Vergünstigungen angeboten

Folter (z.T. mit Todesfolge)

u.U. Verbringung in Einrichtungen der politischen Justiz/Geheimpolizei/Schnellurteil

 

 

Das Filtrierungs-/Lager-/Deportationssystem ist das vierte systematische Kriegsverbrechen neben dem Krieg an sich, den Übergriffen und dem Bombardement gegen die Zivilbevölkerung.

 

Lager und Überprüfungen sind an sich übliche Instrumentarien in Kriegen im Umgang mit dem Gegner, zu denen es auch rechtliche Normen gibt.

Die Russländischen Spezifika bestehen ähnlich wie in der Sowjetischen Nachkriegsrepression in Deutschland darin, dass der Feind-Begriff sehr weit und nach politischen Interessen des autoritären Staates definiert ist und willkürliche, statt rechtsförmige Verfahren angewendet werden, die beispielsweise eine anwaltliche Vertretung oder rechtliche Beschwerden weitgehend ausschließen.

 

Dieses System lehnt sich -soweit erkennbar- an traditionelle Formen der sowjetischen/russ. Besatzungspolitik seit dem II. Weltkrieg an (Tschetschenien, Syrien), auch wenn es modernisiert und adaptiert ist.

 

Soweit bislang erkennbar, sind die Besatzungslager in verschiedenen Kategorien, in unterschiedlicher Zuständigkeit und für verschiedene Insassen aufgeteilt. In jedem der teil-besetzten Oblasti sind entsprechende Einrichtungen bzw. Vorgänge nachweisbar. Auch wenn bisher nicht für jeden Oblast alle Typen und ihre Standorte nachgewiesen werden konnten, ist von der russischen Verwaltungsstruktur und der Sache nach davon auszugehen, dass es in jedem Oblast derartige Einrichtungen gibt.

 

Einzelnachweise gibt es derzeit für die besetzten Teile von

Charkiv

Luhansk

Donetzk/Mariupol

Cherson

 

Es gibt folgende Filtrierungstypen

 

1. Festnahme während Besetzung

Akteur: Kämpfende Truppe/Spezialkommandos (Antiterror, auch Tschetschenen, etc.)

Menschenrechtsverletzung: z.T. keine Gefangenen gemacht, Demütigung, Zurschaustellung in Propagandavideos z..T. Mit erzwungenen Interviews, Folter, Scheinhinrichtung, in Einzelfällen Tötung oder Tod durch Folter

 

2. Festnahme bei Hausdurchsuchungen/Absperrung ganzer Stadtteile/Checkpoints durch Filtrierung nach Besetzung

Akteur: Kämpfende Truppe/Spezialkommandos (Antiterror, auch Tschetschenen, etc.) oder Sondereinheiten oder Polizeikräfte des Innenministerium der DNR/LNR/Russischen Föderation

Menschenrechtsverletzung: gewaltsames Eindringen in Wohnungen und Häuser, willkürliche Festnahmen, Durchsuchungen. Sonst wie oben

 

Videobeleg: russische/tschetschenische Propagandacvideos

 

3. Überprüfung/Filtrierung an Checkpoints im Rahmen der Evakuierung/Deportation

Akteur: Sondereinheiten oder Polizeikräfte des Innenministerium der DNR/LNR/Russischen Föderation

Menschenrechtsverletzung: wie 1.???

 

Videobeleg: russische/tschetschenische Propagandavideos, Fotos

 

4. Überprüfung/Filtrierung in Lagern im Rahmen der Evakuierung/Deportation

Lagerverwaltung: Zivilschutz der DNR/LNR/Russischen Föderation

Vernehmung: Sonderermittler des Innenministerium der DNR, RF

Menschenrechtsverletzung: Aussonderung und Verschleppung für unbestimmte Zeit. Ansonsten wie 1.

 

5. Sonderlager für Personen, die durch Überprüfung/Filtrierung ausgesondert wurden

Akteur: Lagerverwaltung unklar. Vermutlich Innenministerium oder FSB

Vernehmung: vermutlich Sonderermittler des Innenministerium der DNR/LNR/Russischen Föderation, evtl. GRU, FSB

Menschenrechtsverletzung: Arretierung auf unbestimmte Zeit ohne rechtsförmiges Verfahren, Angebot zu Arbeitseinsätzen, Sicherheitshilfstrupps, Verwaltungskollaboration zur Unterstützung der Besatzungsmacht, oder Armeeeinsatz gegen die Ukrainische Armee,

Menschenrechtsverletzung wie 1.???

 

6. Sondergefängnisse der Geheimpolizei

Akteur. Vermutlich GRU, FSB

 

7. Lager für Kriegsgefangene, die nicht in Sonderlager o.ä. sind

Akteur. Armee der RF, DNR, LNR

Menschenrechtsverletzung: vermutlich wie 1.

Orte weitgehend unbekannt

Beleg: russ. Video

 

8. Durchgangslager für Flüchtlinge/zu Deportierende

Akteur: Zivilschutz der DNR/LNR/Russischen Föderation

Menschenrechtsverletzung: Einschränkung der Bewegungsfreiheit und Wahl des Aufenthaltes (faktisch Deportation in RF), durch Entzug von Personalpapieren, Geld, Handy(keine Rubel) etc.

 

9. Flüchtlingslager

Akteur: vermutlich Zivilschutz der DNR/LNR/Russischen Föderation

teilweise IRC

Menschenrechtsverletzung: Einschränkung der Wahlfreiheit, durch Entuf von Personalpapieren, Geld, (keine Rubel) etc.

 

Nachgewiesene Lager nach Regionen (Oblast)

Legende: Copyright: HuG-Info/Booß

Sechseck "Folterlager", Dreieck Checkpoint/Filtrierungsdurchgangslager, Viereck Untersuchungsgefängnis, oval Flüchtlingslager Taganrog

 

Charkiv

Sonderlager für vermutlich mehrere 100 Männer in VOVCHANSK in der Nähe zur russischen Grenze in einem Fabrikgebäude, das von der russischen Armee demontiert wurde. (vermutlich die dortige VOVCHANSKY AGREGATNY ZAVOD. Umzäuntes Areal)

 

Folter, Zwang zur Verpflichtung zum Kampf gegen Armee

 

Beleg: Ukrainische Offizielle

 

Aus dem Raum Charkiv kamen inzwischen vereinzelt Personen frei, die von derartigem Praktiken berichteten.

Beleg: Ua Offizielle

 

 

Cherson

Lager für ca. 500 Personen vermutlich aus dem Kreis von Besatzungs-kritischen Demonstranten, nicht kooperationswilligen Kommunalverantwortlichen, etc.

 

Beleg: Ukrainische Offizielle

 

Donetzk/Mariupol

Lager für Überprüfung/Filtrierung im Rahmen der Evakuierung/Deportation in Bezimenne (östlich von M)

Beleg: Satellitenfoto, russische Fotos,Zeitzeugen, ukrainische Offizielle

 

-Zusätzlich in Bezimenne dort Sonderlager für dutzende/Hunderte Personen, die durch Überprüfung/Filtrierung ausgesondert wurden in einem dortigen Schulgebäude

Androhung von Zwangsarbeit, Kampf gegen UA, Folter, Verschleppung,etc.

 

Beleg: Videos, ukrainische Verwaltung, Zeitzeugen

 

-Überprüfung/Filtrierung an Checkpoints im Rahmen der Evakuierung/Deportation

In: Mangush, Berdjansk, wohl auch in Nikolskoj, Novoasowsk, u.a. Orte, über die keine Details bekannt sind.

 

Beleg: Ukrainische Offizielle z.T. Fotos

 

 

Luhansk

Sondergefängnis der Geheimpolizei (Ex-SBU-Gebäude)

Akteur. Vermutlich GRU, FSB

In Luhansk soll internationales Tribunal gegen ukrainische Kriegsverbrecher a la Nürnberg durchgeführt werden. Es droht im Extremfall Todesstrafe

Beleg: eingesperrter und entlassener Bürgermeister von Melitopol

 

In Russland

Nach Russland, in die DNR und LNR kommt im Prinzip keiner, der nicht filtriert wurde. Nach russ. Angaben 1, 1 Mio. nach UA 700.000.

(Diskrepanz vermutlich, weil RU die vor dem Krieg Evakuierten aus den separatistischen Gebieten dazu zählt.)

 

 

-Ein spezielles Problem sind Kinder (Waise und Nichtwaisen), inzwischen vermutlich 200.000, die nach RU gebracht werden, um sie dort umzuerziehen und dem ukrainischen Einfluss zu entfremden.

 

-Durchgangslager für Flüchtlinge/zu Deportierende in Taganrog im Oblast Rostov/Russland. Hierhin wird nach Filtrierung im Donbas evakuiert/deportiert

 

Verteilung auf Lager oder Wohnorte in Russland (bis nach Fernost) manche entkommen über Drittländer, wenn sie die Ressourcen haben

 

Beleg: Fotos; Zeitungsberichte, Zeitzeugen

 

-Flüchtlingslager

Akteur: vermutlich Zivilschutz der DNR/LNR/Russischen Föderation

teilweise IRC

Z.B. Pensa in Mittelrussland

 

Menschenrechtsverletzung: Einschränkung der Wahlfreiheit, durch Entzug von Personalpapieren, Geld, (keine Rubel) etc.

 

xxxxxxxxxxxxx

Teil I

22.4.2022

Recherche Dr. Christian Booß

Details bitte beim Autor direkt erfragen

Stand 9.5.2022

 

Es ist ein abgestuftes System, um Feinde im besetzen/eroberten Gebieten dingfest und durch Internierung und Überprüfung der Insassen „unschädlich“ zu machen, ggf. umzuerziehen. Je nach Prüfungsergebnis wird in den nächsten Lagertyp überwiesen oder nach Russland verbracht, z.T. deportiert. Manche werden auch Richtung Westen in die Ukraine entlassen. Repressionslager und Evakuierung/Deportation sind also miteinander systematisch verschränkt. Es sind Teile des repressiven Filtrierungssystemes, das helfen soll, gute und schlechte Ukrainer zu trennen und getrennt zu „behandeln“. Im Extremfall durch Deportation und Tod. Dies ist Teil des Entnazifizierungsprogramms von Putin, das auf Eleminierung, Inhaftierung, Umerziehung und Bevölkerungsaustausch in den besetzten Gebieten zur dortige Stabilisierung setzt.

 

Die von ukrainischen Verwortlichen benutzten Bezeichnungen „KZ“ und „Folterlager“ sind eher polemisch zu werten, weil z.T. falsch und ahistorisch. Vernichtungslager im Engeren sind sie nicht, z.T. sehr unterschiedlich, je nach Kategorie. bzw. ist Solches bisher nicht bekannt.

 

Etappen der Filtrierung

Durchsuchung. Leibesvisitation

Handybeschlagnahme, Untersuchung der Verbindungsdaten

Beschlagnahme der Personalpapiere

Feststellen und Dokumentation der Personenidentität

Sicherheitsüberprüfung (an Hand von Datenbänken, die dabei ergänzt werden)

„Befragungen“, Verhöre

Drohungen/Vergünstigungen angeboten

Folter (z.T. mit Todesfolge)

u.U. Verbringung in Einrichtungen der politischen Justiz/Geheimpolizei/Schnellurteil

 

 

Das Filtrierungs-/Lager-/Deportationssystem ist das vierte systematische Kriegsverbrechen neben dem Krieg an sich, den Übergriffen und dem Bombardement gegen die Zivilbevölkerung.

 

Lager und Überprüfungen sind an sich übliche Instrumentarien in Kriegen im Umgang mit dem Gegner, zu denen es auch rechtliche Normen gibt.

Die Russländischen Spezifika bestehen ähnlich wie in der Sowjetischen Nachkriegsrepression in Deutschland darin, dass der Feind-Begriff sehr weit und nach politischen Interessen des autoritären Staates definiert ist und willkürliche, statt rechtsförmige Verfahren angewendet werden, die beispielsweise eine anwaltliche Vertretung oder rechtliche Beschwerden weitgehend ausschließen.

 

Dieses System lehnt sich -soweit erkennbar- an traditionelle Formen der sowjetischen/russ. Besatzungspolitik seit dem II. Weltkrieg an (Tschetschenien, Syrien), auch wenn es modernisiert und adaptiert ist.

 

Soweit bislang erkennbar, sind die Besatzungslager in verschiedenen Kategorien, in unterschiedlicher Zuständigkeit und für verschiedene Insassen aufgeteilt. In jedem der teil-besetzten Oblasti sind entsprechende Einrichtungen bzw. Vorgänge nachweisbar. Auch wenn bisher nicht für jeden Oblast alle Typen und ihre Standorte nachgewiesen werden konnten, ist von der russischen Verwaltungsstruktur und der Sache nach davon auszugehen, dass es in jedem Oblast derartige Einrichtungen gibt.

 

Einzelnachweise gibt es derzeit für die besetzten Teile von

Charkiv

Luhansk

Donetzk/Mariupol

Cherson

 

Es gibt folgende Filtrierungstypen

 

1. Festnahme während Besetzung

Akteur: Kämpfende Truppe/Spezialkommandos (Antiterror, auch Tschetschenen, etc.)

Menschenrechtsverletzung: z.T. keine Gefangenen gemacht, Demütigung, Zurschaustellung in Propagandavideos z..T. Mit erzwungenen Interviews, Folter, Scheinhinrichtung, in Einzelfällen Tötung oder Tod durch Folter

 

2. Festnahme bei Hausdurchsuchungen/Absperrung ganzer Stadtteile/Checkpoints durch Filtrierung nach Besetzung

Akteur: Kämpfende Truppe/Spezialkommandos (Antiterror, auch Tschetschenen, etc.) oder Sondereinheiten oder Polizeikräfte des Innenministerium der DNR/LNR/Russischen Föderation

Menschenrechtsverletzung: gewaltsames Eindringen in Wohnungen und Häuser, willkürliche Festnahmen, Durchsuchungen. Sonst wie oben

 

Videobeleg: russische/tschetschenische Propagandacvideos

 

3. Überprüfung/Filtrierung an Checkpoints im Rahmen der Evakuierung/Deportation

Akteur: Sondereinheiten oder Polizeikräfte des Innenministerium der DNR/LNR/Russischen Föderation

Menschenrechtsverletzung: wie 1.???

 

Videobeleg: russische/tschetschenische Propagandavideos, Fotos

 

4. Überprüfung/Filtrierung in Lagern im Rahmen der Evakuierung/Deportation

Lagerverwaltung: Zivilschutz der DNR/LNR/Russischen Föderation

Vernehmung: Sonderermittler des Innenministerium der DNR, RF

Menschenrechtsverletzung: Aussonderung und Verschleppung für unbestimmte Zeit. Ansonsten wie 1.

 

5. Sonderlager für Personen, die durch Überprüfung/Filtrierung ausgesondert wurden

Akteur: Lagerverwaltung unklar. Vermutlich Innenministerium oder FSB

Vernehmung: vermutlich Sonderermittler des Innenministerium der DNR/LNR/Russischen Föderation, evtl. GRU, FSB

Menschenrechtsverletzung: Arretierung auf unbestimmte Zeit ohne rechtsförmiges Verfahren, Angebot zu Arbeitseinsätzen, Sicherheitshilfstrupps, Verwaltungskollaboration zur Unterstützung der Besatzungsmacht, oder Armeeeinsatz gegen die Ukrainische Armee,

Menschenrechtsverletzung wie 1.???

 

6. Sondergefängnisse der Geheimpolizei

Akteur. Vermutlich GRU, FSB

 

7. Lager für Kriegsgefangene, die nicht in Sonderlager o.ä. sind

Akteur. Armee der RF, DNR, LNR

Menschenrechtsverletzung: vermutlich wie 1.

Orte weitgehend unbekannt

Beleg: russ. Video

 

8. Durchgangslager für Flüchtlinge/zu Deportierende

Akteur: Zivilschutz der DNR/LNR/Russischen Föderation

Menschenrechtsverletzung: Einschränkung der Bewegungsfreiheit und Wahl des Aufenthaltes (faktisch Deportation in RF), durch Entzug von Personalpapieren, Geld, Handy(keine Rubel) etc.

 

9. Flüchtlingslager

Akteur: vermutlich Zivilschutz der DNR/LNR/Russischen Föderation

teilweise IRC

Menschenrechtsverletzung: Einschränkung der Wahlfreiheit, durch Entuf von Personalpapieren, Geld, (keine Rubel) etc.

 

Nachgewiesene Lager nach Regionen (Oblast)

 

Charkiv

 

Sonderlager für vermutlich mehrere 100 Männer in VOVCHANSK in der Nähe zur russischen Grenze in einem Fabrikgebäude, das von der russischen Armee demontiert wurde. (vermutlich die dortige VOVCHANSKY AGREGATNY ZAVOD. Umzäuntes Areal)

 

Folter, Zwang zur Verpflichtung zum Kampf gegen Armee

 

Beleg: Ukrainische Offizielle

 

Aus dem Raum Charkiv kamen inzwischen vereinzelt Personen frei, die von derartigem Praktiken berichteten.

Beleg: Ua Offizielle

 

 

Cherson

Lager für ca. 500 Personen vermutlich aus dem Kreis von Besatzungs-kritischen Demonstranten, nicht kooperationswilligen Kommunalverantwortlichen, etc.

 

Beleg: Ukrainische Offizielle

 

Donetzk/Mariupol

Lager für Überprüfung/Filtrierung im Rahmen der Evakuierung/Deportation in Bezimenne (östlich von M)

Beleg: Satellitenfoto, russische Fotos,Zeitzeugen, ukrainische Offizielle

 

-Zusätzlich in Bezimenne dort Sonderlager für dutzende/Hunderte Personen, die durch Überprüfung/Filtrierung ausgesondert wurden in einem dortigen Schulgebäude

Androhung von Zwangsarbeit, Kampf gegen UA, Folter, Verschleppung,etc.

 

Beleg: Videos, ukrainische Verwaltung, Zeitzeugen

 

-Überprüfung/Filtrierung an Checkpoints im Rahmen der Evakuierung/Deportation

In: Mangush, Berdjansk, wohl auch in Nikolskoj, Novoasowsk, u.a. Orte, über die keine Details bekannt sind.

 

Beleg: Ukrainische Offizielle z.T. Fotos

 

 

Luhansk

Sondergefängnis der Geheimpolizei (Ex-SBU-Gebäude)

Akteur. Vermutlich GRU, FSB

In Luhansk soll internationales Tribunal gegen ukrainische Kriegsverbrecher a la Nürnberg durchgeführt werden. Es droht im Extremfall Todesstrafe

Beleg: eingesperrter und entlassener Bürgermeister von Melitopol

 

In Russland

Nach Russland, in die DNR und LNR kommt im Prinzip keiner, der nicht filtriert wurde. Nach russ. Angaben 1, 1 Mio. nach UA 700.000.

(Diskrepanz vermutlich, weil RU die vor dem Krieg Evakuierten aus den separatistischen Gebieten dazu zählt.)

 

 

-Ein spezielles Problem sind Kinder (Waise und Nichtwaisen), inzwischen vermutlich 200.000, die nach RU gebracht werden, um sie dort umzuerziehen und dem ukrainischen Einfluss zu entfremden.

 

-Durchgangslager für Flüchtlinge/zu Deportierende in Taganrog im Oblast Rostov/Russland. Hierhin wird nach Filtrierung im Donbas evakuiert/deportiert

 

Verteilung auf Lager oder Wohnorte in Russland (bis nach Fernost) manche entkommen über Drittländer, wenn sie die Ressourcen haben

 

Beleg: Fotos; Zeitungsberichte, Zeitzeugen

 

-Flüchtlingslager

Akteur: vermutlich Zivilschutz der DNR/LNR/Russischen Föderation

teilweise IRC

Z.B. Pensa in Mittelrussland

 

Menschenrechtsverletzung: Einschränkung der Wahlfreiheit, durch Entzug von Personalpapieren, Geld, (keine Rubel) etc.

 

Isolierungslager für missliebige Bürger aus Mariupol?

Stand 22.4. 2022

Putin baut sein Besatzungsregime in der Ukraine mit Hilfe eines Lagersystems auf.

Das Filtrierungssystem erinnert an kommunistische Zeiten, auch in der DDR- Vergleiche mit KZs sind jedoch falsch und ahistorisch allein schon deswegen weil es vor unseren Augen stattfindet

Exklusivrecherche von Christian Booß, Stand 24.4.2022 im Internet Aufarbeitungsforum H-und-G.info (Verwendung des Textes nur mit Genehmigung des Autors)

Seit Tagen mehren sich Berichte auf den ukrainischen Social Media Kanälen, wonach Einwohner von Mariupol „filtiert“ werden. Neuerdings ist sogar von „Filtrierungslagern“ die Rede. Präsident Wladimir Selenskji provoziert heute sogar mit dem Begriff „KZ“. Lange rankten sich nur Gerüchte um diese Lager. Jetzt konnten erstmals durch Fotos auch Details und einzelne Standorte verifiziert werden: beispielsweise Bezimenne, ca 80 km östlich von Mariupol, ein kleineres nordwestlich von Mariupol in Nikolske. Hinweise deuten auf weitere, möglicherweise schlimmere. Die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlamentes beklagte dieser Tage, dass es sogar in Pensa/Russland ein Lager für 400 geflüchtete Menschen aus Mariupol gäbe. Auch sie sprach polemisch von „KZ“. Die Realität freilich ist weitaus differenzierter, wenn auch kriegs- und völkerrechtlich höchst problematisch. „Filtrierung“ bedeutet im Russischen zunächst harmlos nur Durchsuchung, Überprüfung. Hier geht es jedoch um Anderes: Das Aufspüren von -in den Augen von Putins Russland- Missliebigen, „Feinden“, im Jargon der Militärs „Ukrofaschisten“ Die Filtrierung ist eine Methode, mit der Putin seine „Entnazifizierungs“-Politik durchsetzen will. Er greift damit- wie ohnehin vermehrt- auf alte Praktiken aus der Sowjetzeit zurück. Die Lager sind nur ein Teil seiner Strategie, die ukrainischen Gesellschaft in seinem Sinne umzumodeln.

 

Die Filtrierung begann schon vor Wochen im Zuge der Eroberung der hart umkämpften Hafenstadt, wie kriegsverherrlichende Propagandavideos der russischen Armee und ihrer Verbündeten in den Social Media Kanälen belegen. V.a. der Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrev prahlte auf seinem Kanal mit den Eroberungstaten seiner Spezialeinheiten für den Straßenkampf um Mariupol. Sobald diese Kämpfer nach dem russischen Bombardement ein Quartier mit Granaten und Maschinengewehren genommen hatten, durchkämmten seine Leute ganze Häuserzeilen. Während in Deutschland manche noch zweifeln, das Tschetschenische Kämpfer überhaupt in Mariupol waren und sind, lässt sich dies an Hand der Geokoordinaten der Videos oft verifizieren. Wo die Sondereinheiten Männer im wehrfährigen Alter aufgriffen, wurden diese festgenommen. Sie mussten an Checkpoints ihre Oberkörper entblößen. Das zeigen mehrere Bilder, auch von Agenturen.

 

Gesucht wird in erste Linie wohl nach verräterischen Tätowierungen. Die Soldaten der vor allem in Mariupol ansässigen ASOW-Brigade haben sich zumeist einen Wolfskopf in die Haut ritzen lassen. Das ist eines der von ASOW verwendeten Symbole, die diese Einheit der Nationalgarde nach wie vor verdächtig macht, in rechtsextremistischer Tradition zu stehen. Denn auch die SS verwendete im zweiten Weltkrieg ähnliche Symbole wie ASOW. Kenner der Ukraine verweisen zwar darauf, dass Rechtsextremisten in den vergangenen Jahren eine eher marginale Rolle spielten, dass ASOW längst in die Linie des Innenministeriums der Ukraine eingegliedert und quasi domestiziert sei. Doch das spielt für Putin und seine Helfeshelfer keine Rolle. ASOW ist für sie quasi der empirische Beweis, dass es in der Ukraine gefährliche Nationalisten, gibt, die angeblich die russische Minderheit bedrohen, „Ukronationalisten“, die Putins Armee durch seine Entnazifizierungsoperation jetzt endgültig beseitigen soll. Das ist -mehr noch als die Landbrücke zur Krim- der Grund, warum der Kampf um Mariupol so unerbittlich geführt wird. Kadyrev läßt kaum Zweifel daran, was ASOW-Mitgliedern, die von seine Leuten aufgespürt werden, blüht. Laut seinen Videobotschaften droht „Liquidierung“, denn sie seien „Nazis und Teufel (Sheitans)“. Doch auch andere Männer, die verdächtig sind, Soldaten zu sein, werden bei der Filtrierung hochgenommen.


Dabei kommen, wenn die Gefechte schon abgeklungen sind, auch russische Spezialisten des Innenministeriums bzw. aus dem separatischen Donetzk zum Zuge, wo offenbar Repressionseinheiten nach russischem Vorbild aufgebaut wurden. Russische Propaganda-Videos demonstrieren, wie diese Wohnungen aufbrechen, Männer brutal zu Boden werfen und nach Spuren eines möglichen Militärengagements durchwühlen.

 

Wie es im Stadtbezirk am einem Filtrierungscheckpoint in Mariupol abläuft, zeigt dieser Tage ein russisches Video. Die herausgefilterten Männer würden laut Andriushenko nach Novoazovsk, östlich von Mariupol, verschleppt. Die Abgetrennten würden separaten Verhören unterzogen, einschließlich von Scheinhinrichtungen, will Andriushenko in Erfahrung gebracht haben. Überprüfen lässt sich das nicht, aber die Methoden stimmen mit den Propagandavideos überein, die vor allem die Tschetschenen über ihre Telegram-Kanäle verbreiten. Wohin die aussortierten Männer verbracht werden und was mit ihnen geschieht, ist nicht wirklich bekannt. Die Quelle aus der ukrainischen Stadtverwaltung verweist auf den Ort Dokuchaevsk, nördlich von Mariupol. Und die Stadt Donetsk, das Zentrum der gleichnamigen separatistischen sogenannten Volksrepublik. Möglicherweise ist hier eine Art „Isolierungslager“ für Staatsfeinde im „Kriegs- und Spannungszustand“ entstanden, Pläne, wie es aus kommunistischen Geheimpolizeizeiten hinreichend in den Stasiakten dokumentiert ist: Im Zuge des Kriegsrechtes in Polen wurden Solidarnocz-Anhänger massenweise in solche Lager gesperrt, um sie politisch zu neutralisieren. Russische wie ukrainischen Quellen verweisen auch auf das separatistische Luhansk. Dort solle ein internationales (!) Tribunal gegen angebliche ukrainische Kriegsverbrecher vorbereitet werden. Der ukrainische Bürgermeister der südukrainischen Stadt Melitopel berichtete unlängst, dass er in das Luhansker Gefängnis verschleppt und dort verhört worden sei, bevor er Tage später gegen Kriegsgefangene ausgetauscht wurde und freikam. Andere Kommunalpolitiker aus dieser Region wurden gefoltert, oder kamen gar nicht mehr lebend zurück. Laut der russischen Propagandaagentur Ria Novosti vom 4. April soll es ein Tribunal -nach Nürnberger Vorbild- geben, das auch Todesstrafen verhängen kann.

 

In dem Lager für die Männer aus Mariupol würden diese laut dem zitierten Augenzeugen eine Woche zur Filtrierung festgehalten. Wer dann nicht verschleppt wird, muss befürchten „zum russischen Besatzungskorps“ einer Art einfacher Stadtpolizei, abkommandiert zu werden. Andere würden zur Trümmerbeseitigung nach Mariupol geschickt, schildert Andriushenko.

 

Sogar die Männer und Frauen, die die „Hölle“ von Mariupol, wo viele angesichts von Belagerung und Bombenterror seit Wochen in Kellern und Bunkern hausten und die Stadt verlassen wollen, werden „filtriert“. Massive Verzögerungen von Buskonvois, die die ukrainische Regierung nach Absprache mit der russischen Seite vereinbart hatten, gingen z.T. auf das Konto solcher Personenüberprüfungen. Ohnehin durften nur einige Tausend durften in den vergangenen Wochen Richtung Westen davon ziehen. Putin hat ein Interesse daran, möglichst viele Einwohner aus dem Donbas nach Russland zu holen. Seine Propaganda verkauft dies als Rettung der von den Nationalisten, den Ukronazis, Brüdern und Schwestern in der Ukraine. Die Menschen folgen diesem Ruf wohl nicht alle wirklich gezwungenermaßen, wie es die ukrainische Seite aus naheliegenden Gründen behauptet. Es gibt im Donbas zweifelsohne auch Anhänger Putins, Gleichgültige, v.a. aber durch Bombardements, Schießereien, Hunger und Entbehrung demoralisierte Menschen, die mangels Alternativen das Angebot der Invasoren annehmen, Richtung Russland zu evakuieren. Eine wirkliche Wahl haben die, die ihre Kinder, Anverwandten und sich selbst retten wollen, aber nicht. Insofern geht es eher um Deportation ins Ungewisse und nach russischer Verwaltungs-Willkürentscheidung sogar bis in die Weiten Sibriens, vermutlich für längere Zeit, auch um den dortigen Arbeitskräftemangel zu beheben. Wer wohin kommt, wird im Filtrierungslager entschieden.

Für Mariupol ließen sich inzwischen zwei Lager auf Fotos identifizieren, ein kleineres und das große in Bezimenne. Es ist sogar gut auf US-Amerikanischen Satellitenbildern zu erkennen. Denn es besteht aus mehreren Bierzeltgroßen blauen Zelten, einigen kleineren und anderen Räumlichkeiten in ehemaligen Zweckbauten. Das Lager Bezimenne am ASOWschen Meer liegt verkehrsgünstig an der Verbindungsstraße (E38) von der Krim über Mariupol nach Rostov am Don in Russland, jener Landbrücke die so heftig umkämpft ist.

Prahlerische Filmchen auf den IT-Kanälen zeigen solche Gefangene, die offenkundig Folterspuren, wie Rötungen im Gesicht wie von Schlägen, aufweisen. Ein Video zeigt sogar eine Scheinhinrichtung. Mag dies alles womöglich auch nachgedreht oder gar gestellt sein, so wird den Soldaten vor Ort ein Beispiel gegeben, wie mit Billigung von „oben“ zu verfahren ist. Spätestens seit der Entdeckung des Massakers von Butscha ist klar, dass es sich hierbei nicht nur um Einschüchterungsversuche durch Psychopropaganda handelt. Erklärtes Ziel es es, den Festgenommenen militärische Geheimnisse, v.a. Standorte von schweren Waffen und Verteidigungseinheiten zu entlocken. Auch an zahlreichen Checkpoints, die in der Stadt Mariupol und auf Ausfahrtsstraßen inzwischen eingerichtet sind, wird daher derzeit „filtriert“, um Verdächtige abzugreifen.

Video Filtrierung im Rahmen von Durchsuchungen von Spezialkräften des Innenministerium von Russland und den Separatistengebieten in Donetzk. Link...

Derartige Kontrollen sind in Kriegszeiten per se nicht ungewöhnlich. Doch ein Vertrauter des ukrainischen Bürgermeisters von Mariupol, der angesichts der Besetzung seiner Stadt von außerhalb administriert, hat inzwischen Alarm geschlagen. 5 bis 10 Prozent der Durchsuchten würden „verschleppt werden. Wohin sie kommen, ist derzeit unbekannt“ schreibt Petro Andriushenko in einem Kanal der sozialen Medien.

 

Doch auch die normale Zivilbevölkerung der vielfach geschundenen Stadt Mariupol ist von diesen Filtrierungen betroffen. Sie betreffen wie ein großes Schleppnetz mehr oder minder alle Bürger. Aus anderen, schon länger besetzten Regionen wie Cherson ist bekannt, wie Spezialisten des Innenministeriums der russischen Besatzer und der Separatistenrepubliken ihnen verdächtige Personen festnehmen. Es werden offenkundig Verdächtigtenlisten, auch per Computer, erstellt. Selbst Verwandte von Soldaten werden bedrängt, Druck auf ihre Angehörigen auszuüben. In Mariupol ist man seit Ostermontag, dem Tag als Russland die zweite Phase des Krieges ausrief, offenbar zur Massenfiltration übergegangen. Ein örtliches Internetmagazin zitierte einen Augenzeugen: „Aus verschiedenen Teilen der Stadt trafen schreckliche Informationen ein, denen zufolge Männer unter 70 Jahren gegen ihren Willen zur Kontrolle“ in ein Lager gebracht würden. Über die Hintergründe wusste der Vertraute des legitimierten ukrainischen Bürgermeisters, Petro Andriuchenko, zu berichten, es wäre in der Stadt eine Art Ausnahmezustand verhängt worden. Es hätte „ein einwöchiges Bewegungsverbot in den Stadtteilen[gegeben...] Zu diesem Zeitpunkt werden 100 Prozent der verbleibenden Männer in der Stadt herausgefiltert.“ Diese Maßnahmen konzentrieren sich offenbar v.a. in Stadtgebieten, die an das immer noch umkämpfte ASOW-Stahlwerk an der Küste angrenzen. Das folgt offenbar Putins für die dort verbarrikadierten Verteidiger von Mariupol ausgegebene Devise, dass "keine Fliege mehr heraus kann". Mit Fliegen sind vor allem die im Bunker unter dem Industriekoloss festsitzenden Soldaten gemeint, darunter viele ASOW-Leute, aber angeblich auch hunderte Zivilisten, Frau und Kinder. Kadyrov droht auf seinem Kanal offen für die Vernichtung der ukrainischen Soldaten.

Es existieren sogar Fotos aus dem Lager und von den Transporten. Diese Beweise stammen kurioser Weise von der russischen Agentur TASS und werden offiziell verbreitet. In der Bildunterschrift heißt es ganz offen „Civilians undergo a security check before evacuating“. Zivilisten müssen sich einer Sicherheitsüberprüfung unterziehen, bevor sie evakuiert werden. Diese Fotos dienen der russischen Kriegspropaganda und sollen die Legende stützen, dass der als „Spezialoperation“ Putins verniedlichte Krieg Putins die ukranische Bevölkerung vom Schlimmsten bewahrt hat. Entsprechend wird das Lager als humanitäres, fürsorgliches Auffangbecken für die leidenden Bewohner des Donbas, denen Russlands Soldaten und sonstigen Samariter helfen, propagandisch von berüchtigten Kanälen wie Russia Today „verkauft“.

 

Es wäre ein Klischee, sich derartige Lager wie ein „KZ“ vorzustellen, wie es von Seiten der ukrainischen Politik behauptet wird. Russland und Ukraine bezichtigen sich inzwischen gegenseitig, „Faschisten“ zu sein, ein Zeichen, wie eskaliert der Konflikt unter einstigen Brüdervölkern inzwischen ist. Doch auch wenn die russischen Fotos vom Lager sicher geschönt sind, dürfen sich die Menschen dort offenbar frei bewegen. Offenbar auch, wenn sie, später richtung Russland transportiert werden. Aber wo sollen sie auch hin, ohne Papiere, Handys, Rubel und ohne Perspektive im zerbombten Mariupol? Sie sind durch die Umstände gefangen.

 

In solchen Filtrierungslagern- da gibt es inzwischen zahlreiche Zeugenaussagen in Lokalen Medien, auch gegenüber der BBC, wird, wie vom Bürgermeister-Vertrauten Andriuchenko behauptet, die Identität der Menschen überprüft, es werden Fingerabdrücke und Fotos genommen. Die Lager selbst werden offenbar vom russischen Zivilschutz gemanagt, dem jahrelang der Putin-Vertraute Shoigu vorstand, der heute als Oberbefehlshaber Putins Krieg befehligt. Die einfacheren Befragungen führen offenbar Spezialisten der Innenverwaltungen des Donbas und aus Russland durch. Die Personenangaben werden in Verdächtigen-Datenbanken geprüft. Diese mit den neuen Erkenntnissen gleichzeitig weiter gefüttert. Gegenüber der BBC behaupteten die ersten Zeugen, dass auch der KGB-Nachfolger, der FSB des Donbas und aus Russland, an Befragungen beteiligt sei. Sie würden teilweise in ehemaligen Gebäuden des ukrainischen Geheimdienstes, SBU, exekutiert. Dass hier Einzelne einer strengeren, möglicherweise auch mit Folter einhergehender Befragung unterzogen werden, ist bislang nicht belegt, aber in Analogie zur Filterung an anderen Orten höchst wahrscheinlich. Der Bürgermeister von Mariupol warnt schon seit längerem, dass die Besatzungsorgane Leichen durch mobile Krematorien und Massengräber verschwinden lassen, um mutmaßliche Kriegsverbrechen zu vertuschen. Das Verschwindenlassen von Leichen gehört zu den bekannten Praktiken der russischen Armee, auch in der DDR ließ die damals noch Rote Armee von der Stasi Leichen in Särgen von Normalbürger heimlich mitkremieren.

 

Augenzeugen berichteten inzwischen gegenüber mehren nicht-russischen Medien, besonders junge Männer würden in den heutigen Filtrierungslagern stundenlang verhört und Befragungen unterzogen, bei denen es vor allem um die ukrainische Armee gehe. Das werde auf Videos aufgezeichnet. Die Videos würden dann teilweise in den Socialen Medien verbreitet. Sie enthalten entweder defaitistische Äußerungen, die die Ukrainer decouragieren sollen oder sie „bezeugen“ vermeintliche Untaten der ukrainischen Seite oder heißen die Besatzer willkommen.

 

Filtrierungslager sind, wie Zeithistoriker wissen, ein traditionelles Mittel der russischen Militärs, Menschen, die nach kriegerischen Konflikten in die Sowjetunion bzw. nach Russland zurückgeführt wurden, zu checken. So gab es in Deutschland nach dem II. Weltkrieg mehrere Filtrierungslager für Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, Sowjetbürger, die zeitweise in deutschen Händen waren. Es sollte sichergestellt werden, dass diese nicht „umgedreht“ wurden, Kollaborateure oder gar Verräter waren. Alles dies sind zweifelsohne dehnbare Begriffe, die unter Stalin dazu führten, dass auch sowjetische Kriegsgefangene anschließend in sowjetische Lager gesteckt wurden, weil sie angeblich landesverräterisch nicht bis zum Tod für die SU gekämpft hätten. Laut der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial hat es solche Lager auch im Tschetschenienkrieg gegeben, wo angeblich etwa 200.000 Menschen in solchen Internierungslagern inhaftiert oder zumindest befragt wurden. Viele von ihnen sollen gefoltert worden sein.

 

Foto: Nach Russland abgeschobene Bürger aus Mariupol.

 

In dem jetzigen Lager in Bezimenne bei Mariupol, werden die, die diese manchmal Tagelang dauernde Prozedur ohne Beanstandung überstanden haben, mit dem Bus nach Targanrog in ein ehemaliges Sportzentrum transportiert. Aus der Region von Rostov am Don erfolgt dann der eigentliche Weitertransport ins Landesinnere per Zug. Die aus Mariupol vertriebenen Filtrierten sind dann zu Kriegsflüchtlingen mutiert. Sie sollen auch vom internationalen Roten Kreuz betreut werden. Das wird bei ukrainischen Politikern scharf kritisiert, die darin eine Art Beihilfe zum Filtierungsprozess sehen, was das IRC zurückweist. In Russland werden sie Gruppenweise in die unterschiedlichsten Regionen transportiert; teilweise bis nach Fernost, es gibt aber auch Hinweise auf Verbringungsorte von Bürgen aus Mariupol östlich von Moskau. Einige 100 darunter zahlreiche Kinder fanden sich nach stundenlanger Zugfahrt dieser Tage überrascht auf dem Bahnhof von Tscheboksary, der Hauptstadt von Tschuwaschien wieder, darunter auch viele Kinder wieder. Alarmistische wurde auch Pensa genannt. Recherchen von Memorial Deutschland enthalten Hinweise, dass die Unterbringung dort offen ist. Sogar Freiwillige dürfen mit Billigung von örtlichen Autoritäten den Geflüchteten im Lager helfen. Laut ersten Informationen von Zeitzeugen soll Putin es sogar gestatten, dass die deportierten Ukrainer Russland verlassen dürfen. Er ist ein moderner Diktator, der seine Gegner lieber „ausspuckt“, als sie einzusperren. Ob freilich alle gehen dürften, mag man mit den Worten von Russlands eigener Regierung bezweifeln. Es sollen ja die Ukrofaschisten ausradiert werden. So steht es bei Ria Novosti vom 4. April.

 

Im Zusammenhang gesehen, ist dieser Filtrierung-Prozess mit abgestuftem Lager- Depressions- und Deportationssystem Teil eines Bevölkerungsaustausches im Zuge von Putins Entnazifizierungsstrategie. Angesichts der Zahlen -inzwischen sollen allein aus Mariupol mehrere 10.000 Personen nach Russland verbracht worden sein- fühlt man sich zwangsläufig an Bevölkerungsverschiebungen erinnert, die es in dieser Massenhaftigkeit seit Stalins Zeiten nicht mehr gab. Putin will die Ukraine von Nationalisten reinigen. Das Methoden-Arsenal reicht offenbar von der „Eliminierung“ rechtsverdächtiger Milizen, der extralegalen Hinrichtung von nichtkollaborationswilligen Bürgern wie offenbar in Butscha oder Kommunalpolitikern im Raum Cherson oder der Auslieferung von Verdächtigten an Verhör-“Spezialisten“ und Tribunale. Der schon erwähnte Text in der russischen Regierungspropagandaagentur Ria Novosti, der ohne Putins Segen wohl kaum erschienen wäre, verkündete dies Anfang April offiziös als Besatzungslinie: Alle Nationalisten, und dieser Begriff umfasst keineswegs nur mutmaßliche Rechtsextremisten, sondern tendenziell alle, die die Ukraine angelehnt an den Westen in der Unabhängigkeit (von Russland) halten wollen, sollen unschädlich gemacht werden. Wer nicht durch das politisch-militärische Strafgericht ausgeschaltet wird, soll zur Kollaboration gewonnen oder umerzogen werden. Bildungseinrichtungen sind neben der Repression das somit das Erste, um das sich die Besatzer kümmern. Vor allem die Kinder sollen endlich die russisch geprägte Wahrheit erfahren und dem Einfluss der Selenskji-Leute entzogen werden. Daher werden so viele Kinder, sogar nicht Waise, allein nach Russland entführt. Es geht um die Auslöschung der Identität des ukrainischen Volkes, ein Prozess der möglicherweise sogar völkerrechtlich zu ahnden wäre. Wer wie behandelt wird, wird im Filtrierungsprozess entschieden, der dieser Tage in Mariupol begonnen hat, aber allen besetzten Regionen blüht, falls Putin siegt.