Aleś Paškievič, Historiker, 15.08.2020, Facebook

Ich habe nachgezählt: Während meines dreitägigen Knastepos teilte ich gezwungenermaßen den begrenzten Lebensraum im „Affengehege“ der Bezirksverwaltung für Inneres sowie in zwei Zellen in Žodzina mit insgesamt 51 Personen. (Zugegeben, mit 26 von ihnen war es nur eine kurze Zeit von wenigen Stunden.) Noch einmal 15 Personen huschten noch für ganz kurze Aufenthalte durch. Da es für einige vielleicht von Interesse ist, wie sich diese Gruppe zusammensetzte, entwerfe ich ein oberflächliches Kollektivporträt (am Ende ist es doch ein breiteres Bild geworden und ich entschuldige mich vorab für die eventuelle Unlesbarkeit). Auf Repräsentativität meines Porträts kann ich natürlich nicht bestehen, es ist eine ganz individuelle Erfahrung.

Die absolut überwiegende Mehrheit meiner Mithäftlinge waren diejenigen, die wir in den letzten Monaten zur „neuen Opposition“ zählen. Also jene, die sich erst vor Kurzem der aktiven Protestbewegung angeschlossen haben und sich bis dahin eher am Rand etwaiger politischer Prozesse befanden, oder komplett außerhalb. In der gesamten Zeit habe ich niemanden gesehen, der mir auch nur entfernt bekannt war – alle Jungs habe ich zum ersten Mal in meinem Leben getroffen.

In der Regel waren alle jünger als ich, viele um einiges jünger. Älter oder im selben Alter wie ich waren nur wirklich nur einzelne. Und selbst unter denen war ich der einzige klassische „Kämpfer“ mit „Revolutionserfahrung“, also jemand, der sich der persönlichen Teilnahme an allen großen Protestveranstaltungen der letzten 25 Jahre rühmen kann: dem Minsker Frühling 1996, der Demonstration auf dem Platz der Unabhängigkeit vor dem Referendum 1996, dem Marsch der Freiheit 1999, „Plošča“ 2006 und 2010. Und überhaupt jemand, der all diese Jahre am oppositionellen Prozess teilnahm oder ihn zumindest verfolgte. Die anderen in meinem Alter hatten sich im besten Fall in den 1990ern ein bisschen im Strudel mitreißen lassen, sich danach aber weit davon entfernt und waren erst jetzt – zumal höchstwahrscheinlich nur einmalig – dahin zurückgekehrt. Einer war dabei, in den Dreißigern, der in den 2000ern in der Malady Front mitgewirkt, danach aber auch alles hinter sich gelassen hatte.

Ganz junge Menschen waren im Übrigen kaum dabei, die meisten waren im Alter von 25 bis 35 Jahren. Die 1990er, besonders die erste Hälfte, waren für sie also im besten Fall die Zeit der ganz frühen Kindheit, und das Lukašenka-Regime entsprechend integraler Bestandteil ihres bewussten, wenn nicht gar gesamten Lebens. Wie sich dieses Regime entwickelt und etabliert hat, welche Etappen der Widerstand gegen es gegangen ist – davon haben die meisten nur bedingt eine Vorstellung. Vom Plošča [den Protesten nach der Präsidentschaftswahl] 2010 wussten die meisten mehr oder weniger Bescheid, einige hatten sogar selbst teilgenommen. Die Information über das Zeltstädtchen, das 2006 kurzzeitig auf dem Oktoberplatz gestanden hatte, war für viele eine wirkliche Offenbarung – sie hatten nie davon gehört und hatten keine Vorstellung, dass so etwas möglich sei.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass alle durch die Bank weg (auch ich) zum ersten Mal im Leben wegen einem politischen Straftatbestand inhaftiert worden waren. Die erste Verhaftung war es nicht für alle. Manche hatten mal einen Tag für Saufabenteuer oder Kleinkriminalität gesessen, aber tatsächliche, nicht von Polizeiprotokollanten aus den Fingern gesaugte Vergehen. Einer hatte sogar drei Jahre für ein Verbrechen nach dem Strafgesetzbuch (teilweise im selben Gefängnis in Žodzina) abgesessen. Mit den Bedingungen in einer Haftanstalt gab es also durchaus Erfahrungen, mit den Methoden der Sondereinheiten hatte aber noch niemand vorher in Berührung gekommen. Selbst für den ehemaligen Häftling war das ungekannte Unmenschlichkeit. Die große Mehrheit war geschlagen oder anderweitig gequält worden, manche stark und äußerlich sehr sichtbar. Selten kamen in der Masse auch ganz Unberührte vor, zu denen auch ich gehörte – das Element des Lotterieglücks hatte in diesen Tagen keine geringe Bedeutung.

Die Festnahme erfolgte bei der absoluten Mehrheit ziemlich zufällig (randomisiert, wie es jetzt häufig heißt). Keiner war bis zur Stele [dem zentralen Ort der Demonstration] vorgedrungen, obwohl die Mehrheit irgendwie dorthin unterwegs gewesen war, ob nun als End- oder Etappenziel. Festgenommen wurden alle entweder auf dem Weg dorthin oder schon spätabends auf dem Nachhauseweg. Es gab auch welche, die nirgendwohin wollten und nur zufällig in die „Verteilung“ hineingeraten waren. Das hatte es für sie nicht weniger hart gemacht, wenn das Schicksal sie in die Hände von Sonderpolizisten mit klinischem Hang zum Sadismus führte. Die Umstände der Festnahmen waren oft anekdotenhaft, es war kaum zu glauben, dass so etwas geschehen kann, wenn man nicht gewusst hätte, dass unter den Bedingungen unseres Regimes selbst das Unmögliche möglich ist. Es ist noch bemerkenswert, dass auch die politischen Ansichten in unserer Zelle letztlich auseinandergingen: Einer der Mithäftlinger war ein überzeugter Unterstützer des bestehenden Systems. Eine gute Veranschaulichung der Willkür, die in den letzten Tagen auf den Straßen von Minsk herrschte.

Wenn man auf die Berufe der Leute schaut, so war wirklich alles dabei. IT-Leute, Kleinunternehmer, Ingenieure, Pädagogen, ein Musiker, ein Schlosser, ein Barkeeper, ein Englischdozent (in China, nur temporär aufgrund des Coronavirus zurückgekehrt), Arbeitslose... Den exotischsten Beruf hatte in meinen Augen der Zirkusdompteur für Bären und Alligatoren; allerdings arbeitete er schon nicht mehr in diesem Bereich.

Die Sprache der Gruppe war fast ausschließlich Russisch, ich war deine einzige Belarusischsprachige. Die anderen verstanden mich problemlos und reagierten normal bis positiv darauf (zumindest äußerte niemand öffentlich Unmut darüber), allerdings konnte niemand ein Gespräch auf Belarusisch mit mir führen. Was soll’s, auch das ist unsere Realität.

Übersetzt von Tina Wünschmann.

Quelle: https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=3299141116813262&id=100001522181859

Aleś Paškievič ist Historiker und Herausgeber des in Minsk erscheinenden Journals „Nascha Historija“. Er war bereits am Abend des 9. August 2020 als Mitglied einer Wahlkommission verhaftet worden. Nach drei Tagen kam er überraschend frei.

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Text belarus

Original:

Падлічыў, што за час сваёй трохсутачнай турэмнай эпапеі вымушана дзяліў у "абяззянніку" Фрунзенскага РАУС і ў дзвюх жодзінскіх камерах абмежаваную жыллёвую прастору з 51 чалавекам (праўда, з 26 з іх - час зусім непрацяглы, літаральна па некалькі гадзін). Яшчэ чалавек з 15 прамільгнула побач зусім прабежна. Мо каму будзе цікава, што з сябе ўяўляла гэтая група, то накідаю павярхоўны калектыўны партрэцік (праўда, у выніку накідалася на цэлую "прасціну" а-ля Мацкевіч, за што адразу прабачаюся, калі нечытэльна). Натуральна, на рэпрэзентатыўнасці партрэціка не настойваю, гэта чыста індывідуальны вопыт.

У абсалютна пераважнай большасці сярод маіх сукамернікаў - тыя, каго мы ўмоўна ўсе гэтыя месяцы залічваем да "новай апазіцыі". То-бок тыя, якія ўвайшлі ў актыўны пратэстны рух зусім нядаўна, а дагэтуль знаходзіліся на ўзбочыне якіх бы то ні было палітычных працэсаў, а то і зусім па-за імі. Нікога раней хоць бы шапачна знаёмага я за гэты час не пабачыў нават здалёк - усе хлопцы былі сустрэтыя на маім жыццёвым шляху ўпершыню.

Як правіла, усе яны былі маладзейшыя за мяне, многія значна. Старэйшых ці прыблізна майго ўзросту пракінулася літаральна некалькі чалавек. Прытым і сярод іх толькі я быў з неперарыўным "рэвалюцыйным стажам", класічным "змагаром" - то-бок такім чалавекам, які мог пахваліцца непасрэдным асабістым удзелам ва ўсіх буйных пратэстных мерапрыемствах апошніх 25 гадоў: Менскай вясне 1996-га, стаянні на плошчы Незалежнасці перад рэферэндумам 1996-га, Маршы Свабоды-1999, Плошчах-2006 і -2010. Ды і ўвогуле такім, які ўсе гэтыя гады ніколі не выпадаў з апазіцыйнага працэсу і за ім прынамсі сачыў. Іншых жа маіх прыблізна аднагодкаў у лепшым выпадку крыху закруціў быў у свой час гэты вір у 1990-я, але пасля яны ад яго надоўга адышлі, а вярнуліся, прытым цалкам верагодна што разава, толькі цяпер. Ну, і адзін чалавек, які цяпер мае 30 з хвосцікам, у нулявыя браў удзел у дзейнасці Маладога Фронту, але пасля таксама гэта ўсё пакінуў.

Зрэшты, і зусім маладзенькіх было не так шмат, асноўная група - недзе ва ўзроставым прамежку ў 25-35 гадоў. 1990-я, асабліва першая палова, для такіх былі ў лепшым выпадку часам дастаткова ранняга дзяцінства, і Лукашэнкаў рэжым адпаведна неад'емная частка ўсяго іхнага свядомага, калі не ўвогуле ўсяго жыцця. Як гэты рэжым фармаваўся і ўмацоўваўся, праз якія этапы ішло супраціўленне яму - уяўленне звычайна ў большасці вельмі цьмянае. Пра Плошчу 2010, праўда, усе так ці іначай ведалі, а некаторыя і асабіста ўдзельнічалі. А вось інфармацыя пра намётавы гарадок на Кастрычніцкай плошчы ў 2006 годзе для многіх стала сапраўдным адкрыццём - проста не чулі і не ўяўлялі, што такое магло быць.

Не дзіўна таму, што і адміністрацыйнае зняволенне па палітычнаму артыкулу для ўсіх пагалоўна (для мяне, праўда, таксама) было першым у жыцці. Але не абавязкова першым увогуле. Некаторыя раней атрымлівалі суткі за нейкія п'яныя прыгоды, дробнае хуліганства - рэальнае, а не высмактанае міліцэйскімі пратакалістамі з пальца. Адзін нават тры гады адседзеў (дарэчы, часткова ў той жа жодзінскай турме) па крымінальным артыкуле. То-бок з турэмнымі ўмовамі самімі па сабе такія былі як бы і някепска знаёмыя, але з амапаўскім прэсаваннем ніколі раней не сутыкаліся. Нават для колішняга крымінальніка гэта было несусветным дзікунствам. Большасць былі так ці інакш пабітыя або катаваныя іншым чынам, некаторыя моцна і вельмі заўважна знешне. Але зрэдку пракідаліся ў гэтай масе і зусім нечапаныя, са мной уключна - элемент латарэйнага шанцавання ў тыя дні меў немалое значэнне.

Затрыманне абсалютнай большасці было дастаткова выпадковым (як пастаянна гучаў запазычаны тэрмін, рандомным). Да стэлы, здаецца, не дайшоў ніхто, хоць большасць туды нібыта і кіраваліся як да канчатковай або прамежкавай мэты. Але схопленыя былі ці па дарозе туды, ці ўжо тады, калі позна ўначы ішлі дахаты. А былі і такія, якія не ішлі нікуды і не збіраліся ісці ўвогуле, ды проста патрапілі выпадкова, як кажа Караеў, "пад раздачу". Якая для іх ад гэтага менш цяжкай не рабілася, калі воляй лёсу траплялі на амапаўцаў з ліку клінічных садыстаў. Абставіны затрыманняў часта былі проста анекдатычныя, нават і паверыць цяжка часам, што такое можа быць, калі б не ведаў, што ва ўмовах нашага рэжыму бывае нават немагчымае. Што ўжо казаць, калі нават у палітычных поглядах у камеры ў выніку не было адзінства - адзін з вязняў аказаўся перакананым прыхільнікам дзеючай улады. :) Добрая ілюстрацыя таго "беспредела", які тварыўся ў тыя дні на вуліцах Мінска.

Ну а ў сэнсе прафесійных заняткаў - шырокая палітра. Айцішнікі, дробныя прадпрымальнікі, інжынеры, педагогі, музыкант, слесар, бармен, выкладчык ангельскай мовы (у Кітаі, адкуль часова вярнуўся з-за каранавіруса), беспрацоўныя... Самая ж экзатычная прафесія, як па мне - цыркавы дрэсіроўшчык мядзведзяў і алігатараў. Праўда, гэта было ў мінулым, цяпер чалавек іншым займаецца.

Мова групы была амаль выключна расейская, беларускамоўным быў толькі я. Астатнія ўсё без праблем разумелі і ўспрымалі беларускую мову цалкам нармальна ды нават станоўча (прынамсі, незадаволенасці адкрыта ніхто не выказваў), але падтрымаць размову са мной па-беларуску ніхто не ўмеў. Што ж, гэта таксама нашы рэаліі.