Aktuelle linke Gewalttaten und ihre Begründungen

von Klaus Schroeder

Ausmaß und Intensität linker Gewalt haben in den letzten Jahren wieder stark zugenommen. Die Sicherheitsbehörden schätzen laut Verfassungsschutzbericht 2019 das linksextreme Personenpotenzial für 2019 auf 33.500 Personen, unter ihnen etwa 9.200 gewaltorientierte, die zumeist in kleinen autonomen und anarchistischen Gruppen agieren. Die linken Militanten wähnen sich am Vorabend eines Aufstandes, nicht wenige sind von revolutionärer Ungeduld geprägt. Ein „Unsichtbares Komitee“ – ein Pseudonym linksextremer französischer Autoren – bringt 2017 die Stimmung im gewaltbereiten linken Lager auf den Punkt:

„Alle Gründe, eine Revolution zu machen, sind gegeben. Keiner fehlt. Das Scheitern der Politik, die Arroganz der Mächtigen, die Herrschaft des Falschen, die Vulgarität der Reichen, die Industriekatastrophen, das galoppierende Elend, die nackte Ausbeutung, der ökologische Untergang – von nichts werden wir verschont, nicht einmal davon, informiert zu sein.“1

Doch trotz einer nicht abreißenden Welle linker Gewalttaten – gegen Sachen und Personen – lässt der „Endkampf“ noch auf sich warten. Das Unsichtbare Komitee beklagt das Fehlen einer revolutionären Partei und ernennt jene zu Revolutionären, die gegen die Polizei kämpfen. Das lassen sich linke Gewalttäter nicht zweimal sagen: Sie schlagen zu.

Von 2001 bis 2019 verüben linke Akteure gut 26.500 Gewalttaten und damit deutlich mehr als rechte Gewalttäter (gut 19.500). Die Zahl der von Linken begangenen Körperverletzungen zwischen 2009 und 2019 liegt bei gut 9.300 (Rechte: gut 9.800). Im gleichen Zeitraum registrieren die Sicherheitsbehörden gut 5.300 gefährliche Körperverletzungen auf der linken Seite (auf der rechten knapp 4.500).2 Wegen der speziellen Erfassung von Straf- und Gewalttaten – es wird immer nur eine Straf- bzw. Gewalttat gelistet unabhängig davon, wie viele Taten der jeweilige Täter verübt hat – wird das Ausmaß linker Gewalttaten damit deutlich unterzeichnet.

Eine Durchsicht von knapp 120 Strafverfahren im Zusammenhang mit dem G 20-Gipfel in Hamburg 2017 bestätigt diese Annahme. In die Statistik politisch links motivierter Gewalt gingen entsprechend knapp 120 Gewaltdelikte ein. Nach den Anklageerhebungen der Staatsanwaltschaft verübte dieser Personenkreis jedoch knapp 250 Straf- bzw. Gewaltdelikte. Zumeist handelt es sich um einfache und gefährliche Körperverletzung, tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte sowie schweren und einfachen Landfriedensbruch. Den meisten Angeklagten wurden zwei bis vier Delikte zur Last gelegt.3

Nachfolgend dokumentierte ausgewählte Straftaten sind typische linksextremistische Gewalttaten. Die Gewaltdelikte und ihre Begründungen waren und sind zumeist auf einschlägigen Internetseiten festgehalten, insbesondere auf „linksunten.indymedia.org“, auf „indymedia.org“ und auf „Widerständische Momente“ (chronik.blackblogs.org). Die vorliegende Analyse bezieht sich also auf die Selbsteinschätzung der linksextremistischen Szene selbst. Es werden hier nur Angriffe auf Personen aufgelistet, die üblichen Sachbeschädigungen gegen Banken, Immobilienfirmen, Bundeswehr etc. bleiben außen vor.4

Polizisten werden inzwischen nicht nur durch Stein- und Flaschenwürfe, Molotowcocktails und (Polen-) Böller während und nach Demonstrationen attackiert, sondern auch in ihrem privaten Umfeld „besucht“. Im Frühsommer 2018 marschieren 60 teils vermummte Linke in Hitzacker vor dem Haus eines Polizisten auf, schreien lautstark Parolen, entrollen Transparente und stimmen Hassgesänge an. „Wir haben einen Spaten für den Garten.“ Offenbar wollen sie damit seine im Haus anwesende Frau mit den zwei Kinder einschüchtern. In ihrer auf indymedia.org veröffentlichten Kommandoerklärung schreiben die linken Gewalttäter: „Seid kreativ! Bullen haben Namen und Adressen! Macht diese öffentlich. Macht Konzerte, Flohmärkte, seid kreativ vorm Haus eines Bullen! Die Bullen können nicht jedes Haus schützen und das sollten Wir ausnutzen!“5

Ende Dezember 2017 veröffentlichen Berliner Linksextremisten im Internet „Fahndungsfotos“ von 54 Polizisten mit der Begründung, der Sicherheitsapparat der BRD sei postfaschistisch und müsste bekämpft werden. Sie reagieren damit auf die Fahndungsaufrufe der Hamburger Polizei gegen die Randalierer während des G 20-Gipfels in Hamburg. Im Bekennerschreiben heißt es: „Der Sicherheitsapparat der BRD, der aus den gleichen Schlächtern geformt wurde, die für das deutsche Volk in ganz Europa die Partisan_innen und Antifaschist_innen erbarmungslos gejagt hat, ist faschistisch. Schon wenige Jahre nach der ‚Befreiung‘ konnten sich die Gesellschaften ihre Exekutive wieder in der Jagd auf Kommunist_innen vereinigen und den Apparat gegen die Guerillagruppen, die dem deutschen Vorzeigefaschisten Hans-Martin Schleyer glücklicherweise seine Kugel verpassten, zu nie gewesener Perfektion bringen. […] Fest entschlossen und wütend kämpfen wir gegen die herrschende Ordnung und trotzen der Repression.“6

Ein Jahr zuvor werfen Linksextremisten einen brennenden Autoreifen auf ein Schulgelände in Berlin und beschädigen die gerade eingeweihte Gedenktafel für einen 2006 von einem Drogendealer ermordeten Polizisten sowie Straßenschilder, die an die Jugendrichterin Kirsten Heisig erinnern. In der Begründung bezeichnen sie den Polizisten als einen Schurken und Feind der Freiheit, dessen Gedenkstätte sie zu Recht „befreien“. „Ehre, wem Ehre gebührt! Wir verhöhnen tote Polizisten und Richter. Freiheit für alle Gefangenen!“7

Im Juli 2017 kommt es bei Protesten gegen den G 20-Gipfel in Hamburg zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen gewalttätigen Demonstranten und Polizisten. Die Polizei verliert zeitweise den Überblick und kann das gewalttätige Geschehen nicht unter Kontrolle halten. Militante Akteure und Betrunkene sowie „erlebnisorientierte“ Jugendliche werfen mit allem, was sie in die Hände bekommen. Einige klettern auf Hausdächer und schleudern Gegenstände, darunter Gehwegplatten, herunter. Die Randalierer beginnen Geschäfte zu plündern und schießen mit Zwillen Stahlgeschosse auf die Einsatzkräfte. Erst als das angeforderte SEK einsatzbereit ist, kann die Polizei die Straßen räumen. Von den etwa 30.000 (sic!) eingesetzten Polizisten werden nach offiziellen Angaben zwischen dem 7. und 9. Juli 2017 etwa 400 verletzt. Wie viele verletzte Demonstranten es gibt, ist nicht bekannt – vermutlich ebenfalls mehrere Hundert. Das Hamburger Landeskriminalamt (LKA) registriert für die Zeit vom 3. bis zum 19. Juli 2017 knapp 1.000 Gewaltdelikte durch linke Demonstranten, darunter knapp 150 Fälle von gefährlicher Körperverletzung und etwa 600 von schwerem Landfriedensbruch.8

Linke Organisationen und Personen beginnen schon während der Protesttage damit, die Polizei zu beschuldigen, die Gewaltausschreitungen provoziert zu haben. Die Linksextremisten begreifen sich als heldenhafte Kämpfer, die Staat und Kapital ihre gewalttätige Potenz demonstriert haben. Besonders makaber ist das von einer linken Gruppe herausgegebene Stickerheft „Riotini“, in das Freunde der Randale analog zu den Panini-Alben für Fußballfans gewalttätige Aktionen einkleben können. Die anonyme Herausgebergruppe des Heftes wirbt mit den Worten: „Zelebrieren wir die Auflehnung, die Verwüstung der Stadt der Reichen, des Käfigs, in dem wir leben müssen.“9

Linke Gewalttäter beschimpfen Polizisten – ganz in der Tradition der RAF – als „Pigs“ und „Bullenschweine“. In manchen Bekennerschreiben bezeichnen linke Gewalttäter sie darüber hinaus als „übelriechende Schweine“ und „Abschaum“.10 Mitunter drohen die Linksextremisten, ihre Gewalt zu intensivieren, wenn sich die Polizei in bestimmten Konfliktsituationen nicht zurückziehe. Bisher habe kein Bulle oder Nazi bei gewalttätigen Auseinandersetzungen sterben müssen; ab einer bestimmten Eskalationsstufe seien Tote jedoch nicht mehr ausgeschlossen.11

Eine der Gründungsmütter der RAF, Ulrike Meinhof, erklärte schon 1970 nach der Befreiung von Andreas Baader: „Wir sagen, natürlich, die Bullen sind Schweine, wir sagen, der Typ in der Uniform ist ein Schwein, das ist kein Mensch, und so haben wir uns mit ihm auseinanderzusetzen. Das heißt, wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen werden.“12 In dieser Tradition sehen sich offenbar heutzutage nicht wenige gewaltbereite Linke.

Im Visier linker Gewalttäter stehen neben Polizisten insbesondere Personen, die sie als „rechts“ charakterisieren. Gewaltsame Aktionen gegen Sachen und Personen im Umfeld der als „rechts“ definierten Szene finden inzwischen nahezu täglich statt. Im Fokus steht dabei seit mehreren Jahren die AfD. Auch Identitäre, Reichsbürger, Burschenschaftler u.a. sind gleichsam zum „Abschuss“ freigegeben. Für die linken Gewalttäter sind es antirassistische und antifaschistische Aktionen.

Im „Kampf gegen Rechts“ ist nach Auffassung von Linken aller Schattierungen nahezu alles erlaubt, auch die Suspendierung von Grundrechten. Da sie die Einordnung als „Rechtsextremist“ oder auch schon als „rechts“ sehr weit fassen, gelten inzwischen alle als „Rechte“, die nicht explizit “Linke“ sind. Diese Personen werden geoutet und in ihrem privaten und beruflichen Umfeld denunziert. Dabei belassen es einige linke Militante jedoch nicht, sondern attackieren unliebsame Personen mit körperlicher Gewalt.

In Stuttgart überfällt im Mai 2020 eine Gruppe vermummter Linksextremisten mehrere Personen, die in einer AfD-nahen Gewerkschaft organisiert sind. Einen der Überfallenen schlagen sie auch noch, als er auf dem Boden liegt, halb tot. Die Person erleidet lebensgefährliche Verletzungen und hätte von den linken Gewalttätern bei dem Überfall getötet werden können. Der Vorfall wird zwar in der regionalen, aber kaum in der überregionalen Presse ausführlich erwähnt.

In einem Bekennerschreiben rechtfertigen die linken Schläger die Gewalttat mit dem Hinweis auf eine angebliche faschistische Gesinnung der Personen. Eine gezielte Tötungsabsicht bestreiten sie, kommentieren aber zynisch und menschenverachtend: „Unserer Einschätzung nach kann es momentan nicht das Ziel antifaschistischer Angriffe sein, Nazis in Straßenauseinandersetzungen systematisch schwere bis tödliche Verletzungen zuzufügen. Aber wir sind nicht naiv: Jede körperliche Auseinandersetzung birgt die Gefahr einer ungewollten Eskalation. Schon ein Faustschlag kann unter Umständen tödliche Folgen haben und trotz guter Vorbereitungen kann das Eskalationslevel vom Gegner in eine Höhe geschraubt werden, der man sich in der konkreten Situation nicht mehr entziehen kann. Dieses Risiko gehen wir ein, weil es keine Alternative wäre, der Straßenpräsenz der Faschisten, die zwangsläufig zu enthemmter Gewalt und Mord führt, keine Grenzen zu setzen. Es bleibt die Feststellung, dass ein verantwortungsbewusster und kollektiver Umgang mit dieser Ebene antifaschistischer Arbeit notwendig ist und dass wir die Bereitschaft brauchen, einen konstruktiven und selbstkritischen Umgang mit den Risiken zu entwickeln – sie auszublenden wäre fahrlässig, sie zu verabsolutieren wäre lähmend. […] Warum wir es darüber hinaus aktuell für die antifaschistische Bewegung für gefährlich und nicht durchführbar halten, den Konfrontationskurs mit den Faschisten gezielt auf die Ebene von schweren/tödlichen Verletzungen zu heben: Wir gehen davon aus, dass wir als Bewegung momentan nicht stark genug wären, dieses Level in größeren Teilen und auf lange Sicht zu halten.“13 Nahezu unverhüllt drohen die, die sich zu der Schlägerei von Stuttgart bekannt haben, also, dass sie Morde an politischen Gegnern nicht prinzipiell ausschließen, sondern lediglich in taktische Überlegungen einordnen.14

Knapp zwei Monate später führt die Polizei wegen dieser Gewalttat Razzien in linken Zentren und bei linken Militanten durch. Einer der mutmaßlichen Täter wird in Untersuchungshaft genommen. Die linksextreme Szene reagiert auf das polizeiliche Vorgehen „empört“. In einer Erklärung von AntifaschistInnen heißt es: „Aber die heutigen Angriffe auf linke AktivistInnen sind Teil eines großen Ganzen. Sie sind das Ergebnis der wochenlangen, bewussten Stimmungsmache gegen Links durch die bürgerliche Politik, die etablierten Medien und dem Repressionsapparat in Stuttgart. Das geschieht nicht ohne Grund. In Zeiten einer immer präsenter werdenden Wirtschaftskrise ist es für staatliche Akteure wichtig, fortschrittliche Antworten und Perspektiven möglichst großflächig zu delegitimieren.“15 Auf einer Demonstration solidarisieren sich auch Vertreter der (gemeinnützigen – sic! ) Roten Hilfe und der Interventionistischen Linken, mit der Teile der Bündnisgrünen und der Jusos in anderen Zusammenhängen schon gemeinsame Aktionen durchgeführt haben.

Der Übergriff in Stuttgart steht am bisherigen Ende einer Reihe von Gewalttaten gegen Personen aus dem AfD-Umfeld. Im Mai 2018 schlagen sechs vermummte Linksextremisten einen dreißigjährigen Rostocker im Stadtteil Lütten Klein zusammen und verletzen ihn mit einem Schlagstock schwer. Sie schlagen auf das Opfer sogar noch ein, als es auf dem Boden liegt, und treten mehrfach gegen seinen Kopf. Im März 2018 greifen linke Gegendemonstranten eine Anti-Merkel-Demonstration an und verletzen einen Demonstrationsteilnehmer schwer. Sie prügeln die Person nieder und treten auf den Kopf des am Boden liegenden Mannes.16

Im Februar 2018 werden sechs Besucher einer als rechts eingestuften Kundgebung in Dresden nach Demonstrationsende von 15 Vermummten auf dem Weg zu ihren Autos angegriffen: Zwei schwerverletzte Personen müssen im Krankenhaus behandelt werden. Im Dezember 2017 verletzen Demonstranten einen Bundestagsabgeordneten der AfD auf dem Weg zum Bundesparteitag, der einen Bruch des Handgelenks erleidet Und im August 2017 schlagen zwei Linksextremisten ein AfD-Mitglied in Bochum in der Nähe des Bahnhofs nieder und verletzen es schwer. Der Student erleidet Knochenbrüche im Gesicht und eine Verletzung des Auges mit Erblindungsgefahr.17

Diese Gewaltübergriffe gegen Personen aus dem AfD-Umfeld sind keine Ausnahme, sondern geschehen gehäuft. Vorfälle, bei denen Mitglieder oder Sympathisanten der AfD unvermittelt oder gezielt gewalttätig gegen linke Aktivisten vorgehen, sind nach bisherigen Erkenntnissen nicht bekannt. Es kommt allenfalls zu Auseinandersetzungen, wenn linke „Gegendemonstranten“ Wahlkampfstände oder Versammlungen angreifen und zurückgedrängt werden. Die von der Polizei dokumentierte Konfrontationsgewalt zwischen linken und rechten Extremisten geht zumeist von linken Gewalttätern aus.18 Laut Verfassungsschutzbericht 2019 stehen im Jahr 2019 93 Gewalttaten von Rechtsextremisten gegen linke oder vermeintlich linke Personen 297 Gewalttaten von Linksextremisten gegen rechte oder vermeintlich rechte Personen gegenüber.

Politiker/innen anderer Parteien werden zwar auch von Linksextremisten attackiert, aber zumeist nicht körperlich angegriffen, sondern nur bedroht oder mit Sachbeschädigungen „bestraft“. Im November 2017 drohen zum Beispiel militante Baumschützer im Zusammenhang mit Baumfällungen an der Bonner Straße in Köln der Oberbürgermeisterin (parteilos) und der Verkehrsdezernentin (parteilos) mit dem Tod, falls sie die Fällungen nicht stoppen.19

Im August 2017 werfen Linksextremisten die Scheiben eines SPD-Büros in Berlin-Tempelhof ein. Dieser Angriff sei richtig und notwendig, heißt es in einer Kommandoerklärung, da die SPD ebenso wie CDU und CSU eine mörderische Kapitalpartei sei. „Jedes zerstörte Parteibüro der SPD ist ein Angriff gegen ihre ausbeuterische, verbrecherische Politik. Kampf dem Kapitalismus und Krieg bedeutet: Kampf den Jusos und der SPD!“20 Derartige Angriffe hindern Jusos vielerorts aber nicht, mit gewaltbereiten Linken zusammen zu demonstrieren.

Zugenommen haben auch Brandanschläge auf Bahnstrecken, deren Auswirkungen kaum zu kalkulieren sind. Ende März 2018 setzen Linksextremisten mehrere Kabelstränge unter einer Brücke in Berlin-Charlottenburg in Brand. Als Folge sind 6.500 Haushalte und 400 Gewerbekunden stundenlang ohne Strom. Im Bekennerschreiben loben die linken Terroristen sich für die Unterbrechung des reibungslosen Funktionierens der Metropole. „Wir unterbrechen mit unserem Sabotageakt den ganz normalen Gang vielfältiger Arbeitsläufe in der Hauptstadt – das war gesetztes Ziel.“ Die technische Entwicklung laufe auf ein faschistisches System hinaus, allein deshalb sei ein revolutionärer Bruch notwendig. „Wir erkennen eine wachsende Bereitschaft, sich fortschrittsgläubig lenken und bestimmen zu lassen, wir erleben die willigen Helfer, wir spüren die grausame und soziale Kälte, wir ahnen den Vernichtungswillen.“21

Beliebt bei linken Gewalttätern sind Anschläge gegen Immobilienfirmen und Personen, die dort arbeiten. Nahezu täglich werden Autos von Immobilienkonzernen in Brand gesetzt, ohne dass dies noch zu Empörung im öffentlichen Raum führt. Im Mai 2018 fackeln Linksextremisten ein Fahrzeug des Immobilienkonzerns Vonovia ab. Im Bekennerschreiben bezeichnen die Brandstifter den Konzern als mitverantwortlich für die Aufwertung von Wohngegenden, Mieterhöhungen und Mietervertreibungen. Nicht ohne Größenwahn endet die Erklärung mit den Worten: „Unser Weg führt zum Aufstand. Nicht zur Machtübernahme, sondern zur Zerstörung der Macht. Die Zerstörung einer Vonoviakarre kann nur eine Vorschau sein, ein kleiner Schritt in diese Richtung. Die Angriffe auf die Profiteure der Umstrukturierung müssen mehr werden.“22

Doch es bleibt nicht beim Abfackeln von Autos und Stein- und Flaschenwürfen auf Gebäude. Im Sommer 2015 werfen Linksextremisten Pflastersteine auf zwei Mietshäuser in Berlin. Ein Familienvater, der in einem dieser Häuser wohnt, gibt an, er lebe in ständiger Angst. „Erstmal war ich geschockt. Dann habe ich gesehen, wie vermummte Leute, die schwarz angezogen waren, Steine warfen. Unsere Kinder waren in Panik. Wenn sie die Steine klatschen hören, ist das wie ein Einschlag.“23

Bei einem anderen Neubau schießen Linksextremisten Stahlkugeln mit Zwillen in die Fensterscheiben des Kinderzimmers. Die Geschosse schlagen gegen die Fensterscheibe, während sich die dreizehnjährige Tochter im Zimmer befindet. Da Licht brennt, ist das Zimmer unschwer als Kinderzimmer zu erkennen. Der Vater erklärt im RBB: „Meine Tochter hat bis vor zwei Jahren noch nie in Deutschland gelebt. Und wir haben sie darauf vorbereitet, dass wir zurück nach Deutschland gehen. Und mussten ihr auch sagen – weil: sie sieht asiatisch aus –, dass es in Deutschland Leute gibt, die Menschen anderer Hautfarbe und Menschen, die anders aussehen, nicht mögen. Wir haben ihr von Nazis erzählt, von Skinheads. Meine Tochter fragte nach diesem Angriff: ‚Waren das jetzt die Nazis?‘“ 24 Nein, kann man ihr sagen, es waren nicht die Nazis, es waren linke Akteure, die von sich behaupten, sie strebten eine neue, bessere Welt an.

Einen Höhepunkt im antizivilen Verhalten linker Gewalttäter stellt der Überfall von Linksextremisten auf die Angestellte einer Immobilienfirma in Leipzig dar. Im November 2019 attackieren zwei vermummte Linksextremisten die Mitarbeiterin in ihrer Privatwohnung. Sie schlagen sie und flüchten dann. Sie sind bis heute nicht von der Polizei gefasst worden. In der Kommandoerklärung bekennen die linken Täter freimütig: „Wir haben uns deswegen entschieden, die Verantwortliche für den Bau eines problematischen Projekts im Leipziger Süden da zu treffen, wo es ihr auch wirklich weh tut: in ihrem Gesicht.“ Und weiter heißt es: „Das Einzige, auf das Kapitalanleger und Eigennutzer des Südcarres treffen werden, sind kaputte Scheiben, brennende Autos und kaputte Nasen. Verpisst euch aus Connewitz!“25

Die wenigen hier dokumentierten Gewaltübergriffe sind – um es zu wiederholen – typisch für das antizivile Denken und Handeln linker Militanter.

1Unsichtbares Komitee: Jetzt, Hamburg 2017, S. 7.

2Vgl. die Verfassungsschutzberichte im genannten Zeitraum.

3Vgl. die bisher nicht vom Familienministerium zur Veröffentlichung freigegebene Studie von Monika Deutz-Schroeder/Klaus Schroeder (2019): Gewaltdiskurse unter Linksradikalen/Linksextremisten, Endbericht für das vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Forschungsprojekt, S. 432 ff.

4Vgl. ebd., S. 222 ff.

5Vgl. Indymedia.org vom 20.5.2018.

6Vgl. Indymedia.org vom 17.12.2017.

7Vgl. Chronik widerständische Momente festgehalten vom 9.11.2016.

8Vgl. die schon erwähnte Studie von Monika Deutz-Schroeder/Klaus Schroeder (2019), S. 432 ff.

9Vgl. riotini.blackblogs.org/author/riotini/ (6.7.2020).

10Auf der gleichen Ebene liegt ein Kommentar einer taz-Kolumnist*in, die Polizisten pauschalisierend als Müll bezeichnet. Dort heißt es: „Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.“ Vgl. taz.de/Abschaffung-der-Polizei/!5689584/ (8.7.2020). Bedenklich stimmt weniger der Kommentar selbst in einer linken Gesinnungszeitung als vielmehr die Unterstützung, die die Kolumnist*in für die menschenverachtende Aussage erfährt. Ihre Verteidiger*innen argumentieren mit Meinungsfreiheit. Ob das generell gilt oder nur, wenn es sich gegen bestimmte Personengruppen richtet, kann bezweifelt werden, sei hier aber dahingestellt.

11Vgl. linksunten.indymedia vom 10.7.2016.

12Vgl. Der Spiegel 25/1970.

13Vgl. indymedia.org vom 27.5.2020.

14Vgl. auch ähnliche Überlegungen auf linksunten.indymedia.org/de/print/184560.

15Vgl. indymedia.org vom 2.7.2020.

16Vgl. FAZ-online vom 20.3.2018.

17Vgl. Welt-online vom 12.2.2018, welt-online vom 3.12.2017, WAZ-online vom 16.8.2017 und WDR-online vom 15.8.2017.

18Vgl. die jährlich erscheinenden Verfassungsschutzberichte.

19Vgl. Rundschau-online vom 10.11.2017.

20Vgl. linksunten.indymedia vom 18.8.2017.

21Vgl. indymedia vom 6.4.2018.

22Vgl. indymedia vom 2.5.2018.

23Zit. nach www.rbb-online.de/politik/beitrag/2014/09/linke-gewalttaten-in-berlin.htm/listal ... (16.7.2015).

24Zit. nach www.online.de/klartext/archiv/20150429_221/fremdenhass-von-links.htm vom 29.4.2015 (20.7.015).

25Vgl. Chronik widerständische Momente festgehalten vom 3.11.2019.